Helmut Dieser neuer Bischof von Aachen
Helmut Dieser (54), bisher Weihbischof im Bistum Trier, ist neuer Bischof von Aachen. Beim Pontifikalamt zu seiner Einführung am Samstag im Aachener Dom rief er zu Einheit und Zuversicht auf. "Lasst uns gemeinsam Kirche sein, nicht abgehoben, nicht elitär oder verschroben, sondern füreinander, für unsere heutige Welt, für Gott." An der Kirche müsse "synodal", also gemeinsam durch Kleriker und Laien, weiter gebaut werden, sagte Dieser in dem Gottesdienst vor rund 1.000 geladenen Gästen.
Fehl am Platze seien dagegen ein "Masterplan" oder "Hauruck", führte er aus. Erst recht dürfe es keine Panik geben, "als ob wir die Kirche retten müssten", so der siebte Bischof von Deutschlands westlichstem Bistum. "Hören wir auf, mutlos zu klagen, dass die Kirche heute Verluste, Defizite oder Rückschläge erleidet", forderte er. "Beteiligen wir uns nicht auch noch selber am Kirchen-Bashing."
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Weiter sagte Dieser, innere Orientierung sei gefragter denn je. Wem diese fehle, der werde "verführbar". Dann nutzten andere "die Gunst der Stunde, um mit Kalkül" klar zu machen, was nach ihrer Lesart dran sei, mahnte der promovierte Theologe. "Weh einer Gesellschaft, wenn sie nur von außen dirigiert, aber nicht von inneren Überzeugungen zusammen gehalten wird", so Dieser. Der Wahlspruch des Bischofs lautet: "Pax Dei omnem sensum exsuperat - Der Friede Gottes übersteigt alles Verstehen". Mit Blick auf den Zustand der Europäischen Union sagte der neue Bischof der Europastadt Aachen: "Es geht weiter. Die Generationen vor uns haben etwas Großartiges begonnen, an uns ist es, daran weiter zu bauen."
Während des Pontifikalamtes verkündete Dieser außerdem seine ersten beiden Personalentscheidungen. Er bestätigte Domkapitular Andreas Frick als Generalvikar und Gregor Huben als Offizial. Letzterer leitet bereits seit 2011 das kirchliche Gericht des Bistums Aachen.
20 Bischöfe aus dem In- und Ausland unter den Gästen
Unter den Gästen der Feier waren Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hannelore Kraft (SPD), der Vorsitzende der NRW-CDU, Armin Laschet, Vertreter der Ökumene sowie 20 Bischöfe aus dem In- und Ausland. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, händigte Bischof Dieser die Ernennungsurkunde von Papst Franziskus aus. Zugleich dankte er Diesers Vorgänger, Bischof Heinrich Mussinghoff (75), "für all das Gute", das er für das Bistum Aachen und die katholische Kirche in Deutschland gewirkt habe.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki als Metropolit der Rheinischen Kirchenprovinz führte Dieser in sein neues Amt ein. Dazu geleitete er ihn zum Bischofsstuhl, der "Kathedra", und reichte ihm den Bischofsstab. Er wünschte Dieser, dass er seinen Dienst "im unerschütterlichen Vertrauen auf den Herrn erfüllen kann und er so für das Bistum Aachen - für Glaubende und Nicht-Glaubende - zum Segen werden möge".
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Aachen dürfe sich auf den neuen Bischof freuen, hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hervor. Mit seiner ruhigen und fröhlichen Art, seiner seelsorglichen und theologischen Erfahrung bringe Dieser beste Voraussetzungen für die "vielfältigen Herausforderungen" mit, vor denen die Kirche stehe. Dazu zählten Fragen des Personals, der Gottesdienstbesucher und des Miteinanders von Haupt- und Ehrenamtlichen.
Ministerpräsidentin Kraft erklärte, Nordrhein-Westfalen freue sich auf den neuen Bischof, der kirchliches Leben neu entstehen lassen und dabei vor allem junge Menschen erreichen wolle. "Ich bin zuversichtlich, dass ihm dies gelingen wird." Derzeit sei die Frage, wie die Gesellschaft bei allem sozialen und wirtschaftlichen Wandel solidarisch, gerecht und menschlich bleibe. "Die Kirche wird hier auch in Zukunft eine große Rolle spielen", so die Politikerin.
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Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, wie auch der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, hoben die guten ökumenischen Kontakte mit dem Bistum Aachen hervor. Das sei auch Verdienst von Altbischof Mussinghoff, sagte Rekowski.
Das Bistum Aachen ist eine der fünf Diözesen in Nordrhein-Westfalen. Die westlichste Diözese Deutschlands grenzt an Belgien und die Niederlande; sie erstreckt sich von der nördlichen Eifel um Euskirchen bis zum Niederrhein mit den Städten Mönchengladbach und Krefeld. Das Bistum zählt mit rund 1,1 Millionen Mitgliedern zu den mittelgroßen Diözesen in Deutschland. Die 332 Pfarreien sind in 71 "Gemeinschaften der Gemeinden" organisiert. Im Bistum haben die katholischen Hilfswerke missio, Misereor sowie das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ihren Sitz. (bod/KNA)