Hilfswerke beklagen "Zusammenbruch des Systems"
Rund 7.000 Flüchtlinge seien derzeit in Notquartieren untergebracht - und das, "obwohl sie schon in Grundversorgungseinrichtungen sein müssten". Bis Jahresende fehlen den Angaben zufolge 15.000 Plätze. Zurzeit würden täglich 300 bis 400 Asylanträge gestellt. Viele der Antragsteller landeten danach direkt auf der Straße oder in prekären Notquartieren. Die gesetzliche Regel, wonach binnen 48 Stunden polizeilich in einer Prognoseentscheidung abgeklärt werden muss, ob Österreich für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig ist, greife schon lange nicht mehr, so Chalupka. Die schwerwiegende Folge sei: "Erst nach der Prognoseentscheidung haben Asylbewerber das Recht, in die Grundversorgung aufgenommen zu werden."
Besonders betroffen: Minderjährige Geflüchtete
Aus den 48 Stunden seien inzwischen "Monate geworden", so der Diakonie-Direktor weiter. Leidtragende seien vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. "Da dauert alles wegen der Altersfeststellung noch länger. Oft vergehen sechs Monate bis zum Erstgespräch." Die Hilfsorganisationen forderten daher unter anderem, die Aufnahme in die Grundversorgung von der Prognoseentscheidung abzukoppeln.
Die größte Herausforderung stehe zudem noch bevor. Sie bestehe darin, "die Zehntausenden Flüchtlinge und ihre noch zu erwartenden Familienangehörigen in die österreichische Gesellschaft und Arbeitswelt zu integrieren", so der Geschäftsführer des Hilfswerks Österreich, Walter Marschitz. "Das bringt großen sozialen Sprengstoff." Frühzeitige Integrationsmaßnahmen seien daher ein besonders Anliegen. (KNA)