Würzburger Bischof stellt sich hinter emeritierten Papst

Hofmann: Umgang mit Benedikt XVI. ist eine Schande

Veröffentlicht am 16.09.2017 um 11:20 Uhr – Lesedauer: 
Friedhelm Hofmann, Bischof von Würzburg
Bild: © KNA
Bistum Würzburg

Bonn/Würzburg ‐ Papst Benedikt XVI. war ein großer Theologe auf dem Stuhl Petri, sagt Bischof Friedhelm Hofmann. Doch gerade die Deutschen hätten das zu wenig gewürdigt. Die Kritik des Würzburger Bischofs ist deutlich.

  • Teilen:

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hält es für eine "Schande", wie in Deutschland mit Papst Benedikt XVI. umgegangen worden sei. "Papst Benedikt ist einer der größten Theologen, die je auf dem Stuhl Petri saßen. Er hat Kirche und Welt so viel Positives und Wichtiges in Wort und Tat gegeben", sagte Hofmann am Samstag im Interview der "Tagespost" in Würzburg. "Dass wir das in Deutschland nicht immer positiv aufgenommen haben, das ist eigentlich die Tragik." Er sei aber überzeugt, dass Benedikt als Kirchenlehrer der Moderne in 20, 30 Jahren neue Hörer finden werde.

Mit Blick auf Papst Franziskus sagte Hofmann, durch ihn habe die Kirche in der Weltöffentlichkeit einen viel positiveren Stellenwert bekommen. "Das hat nicht die Konsequenz, dass mehr Leute in die Kirche eintreten oder beichten gehen. Aber sagen wir mal, der Schorf, der sich angesammelt hat, fällt ab. Die Kirche wird wieder positiv gesehen."

Hofmann: Man kann sich Päpste nicht nach Geschmack aussuchen

Hofmann räumte ein, dass es innerkirchlich Widerstände gegen den Kurs von Papst Franziskus gibt. Manche Katholiken glaubten, dass der Papst die Kirche und ihre Lehre aushöhlten. "Ich habe absolut kein Verständnis dafür." Man könne sich die Päpste nicht nach Geschmack aussuchen, nach dem Motto: "Diesen Papst mag ich, diesen aber, vielleicht weil er aus einem anderen Kulturkreis wie Südamerika kommt, nicht. Da müssen wir selbstkritisch und vorsichtig sein."

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann (links) überreicht Papst Franziskus bei einer Audienz auf dem Petersplatz eine Ausgabe des neuen "Gotteslob".
Bild: ©Fotografia Felici

Für innerkirchliche Kritik am Kurs von Papst Franziskus hat der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann "absolut kein Verständnis".

Gegenüber der "Tagespost" äußerte sich der Bischof auch zur anhaltenden Debatte über den Zölibat. "Ich halte den Zölibat für eine ganz wichtige Einrichtung. Die Kirche macht dadurch deutlich, dass sie kein innerweltlicher Großkonzern ist, sondern auf anderen Gründen fußt", so der Würzburger Bischof.

Weihe von "viri probati" kann diskutiert werden

Während die Weihe von Frauen grundsätzlich unmöglich sei, sehe Hofmann jedoch Möglichkeiten für die Weihe verheirateter Männer. Beispiele gebe es bereits, etwa in den unierten Kirchen oder bei Konvertiten. "Es ist daher möglich, die Frage der viri probati zu diskutieren. Man darf diese Diskussion aber nicht so führen, dass man den Zölibat schlechtredet und ihn für überflüssig hält. Es kann nur darum gehen, dass man erprobte Männer, zum Beispiel Diakone, die sich als verheiratete Männer zum kirchlichen Dienst fähig gezeigt haben, zu Priestern weiht", sagte Hofmann. Ein solcher Schritt könne aber nur im Einvernehmen mit der Gesamtkirche entschieden werden. "Der Papst ist sicherlich offen dafür, in dieser Richtung nachzudenken, aber er ist gleichzeitig keiner, der die Kirche aus ihren Fundamenten herausreißen will."

Mit Blick auf die Situation der Kirche in Deutschland prognostizierte Hofmann ein nahendes Ende der Volkskirche: "Die ist demnächst sicher Vergangenheit". Die Reaktion auf diese Entwicklung dürfe jedoch nicht Resignation sein. "Uns muss es darum gehen, dass die, die zum Glauben stehen, wieder neues Herdfeuer sein können", so der Bischof. Dies sei auch angesichts verbreiteter Warnung vor einer angeblichen "Islamisierung" Deutschlands relevant: "Es ist doch die Schwäche des Christentums, vor der wir Angst haben sollten", erklärte Hofmann.

Hofmann hält "Entweltlichung" für geboten

Angesichts der rückgängigen Gläubigenzahl erwarte Hofmann zudem niedrigere Kirchensteuereinnahmen und damit den notwendigen Abbau von Institutionen. "Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen." Der Bischof halte die Forderung des damaligen Papstes Benedikt XVI. für völlig berechtigt, dass die Kirche in Deutschland sich "entweltlichen" müsse. Die Kirche in Deutschland sei noch immer "reich". "Aber angesichts der Not in der Welt fasse ich mich ja schon selber an den Kopf, ob alle die Rücklagen, die wir bilden, gerechtfertigt sind, oder ob wir das Geld jetzt nicht den Armen und Hungernden geben müssten", fragte Hofmann.

Bischof Friedhelm Hofmann leitet das Bistum Würzburg seit 2004. Im Mai feierte er seinen 75. Geburtstag und erreichte damit die kanonische Altersgrenze für Bischöfe. Am Sonntag begeht er in Würzburg den 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Katholisch.de überträgt das Pontifikalamt aus dem Kiliansdom im Livestream. (kim/KNA)