"Ich möchte nicht abgetrieben werden"
"Vielleicht schaue ich mal vorbei", hatte Angela Merkel vor einem Dreivierteljahr zu einer jungen Frau mit Down-Syndrom gesagt. Das war ich, Natalie Dedreux. Und vor einigen Wochen ist sie dann tatsächlich mal vorbeigekommen, bei mir im Café "Querbeet" vom Caritas-Verband in Köln-Kalk. Die Bundeskanzlerin ist freundlich auf mich zugekommen und wir, meine Chefin, meine Mutter und ich, haben sie ins Café hinein begleitet. Frau Merkel war ein bisschen spät dran, aber Hauptsache sie ist gekommen. Und alles war etwas anders als sonst. Polizisten standen vor dem Café und haben aufgepasst.
Ich kannte Frau Merkel schon aus der "ARD-Wahlarena" in Berlin. Dort habe ich ihr vor einem Jahr, im September 2017, eine Frage gestellt, die mir wichtig war. 'Warum sind in Deutschland Spätabtreibungen erlaubt? Warum werden 9 von 10 Babys mit Down-Syndrom noch kurz vor der Geburt abgetrieben? Ich möchte nicht abgetrieben werden, ich möchte auf der Welt bleiben'.
Leider keine Menschen mit Down-Syndrom im Kanzleramt
Bei unserem zweiten Treffen im Café "Querbeet" habe ich Frau Merkel dann gefragt, wie es um die Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom steht. Ich habe mich auch erkundigt, ob sie Menschen mit Down-Syndrom auf ihrer Arbeit hat. Leider hat sie keine. Das war ein bisschen schade.
Aber ich finde, Frau Merkel ist eine coole Frau, die mir coole Antworten auf meine Fragen gegeben hat. Sie war entspannt und freundlich. Ich habe sie auch nach anderen Sachen gefragt, etwa, ob sie gerne ins Weltall fliegen will. Ihre Antwort war: Nein, sie möchte nicht ins Weltall fliegen, weil es langweilig ist. Sie möchte aber gerne mal nach Amerika fliegen. Ich habe sie auch gefragt, was sie so in ihrer Freizeit macht. Sie hat gesagt, dass sie gerne Blaubeerkuchen backt. Unser Gespräch hat eine halbe Stunde gedauert. Und wenn ich noch mehr Fragen habe, dann soll ich mich bei ihr melden, hat sie gesagt.
Vieles muss besser werden
Ich finde es cool, berühmt zu sein. Und es hat sich durch meinen Auftritt in der ARD-Wahlarena auf jeden Fall auch etwas verändert. Durch diesen Auftritt und meine Interviews habe ich Aufmerksamkeit für Menschen mit Down-Syndrom und ihre Anliegen geschaffen.
Aber es muss noch Vieles besser werden: Ich wünsche mir, dass es mehr Menschen mit Down-Syndrom gibt, die auf dem regulären Arbeitsmarkt eine Stelle finden und nicht in speziellen Werkstätten und Förderschulen landen.
Es ist wichtig, dass wir Menschen mit Down-Syndrom ernstgenommen werden und dass es keine Vorurteile gibt, die nicht stimmen. Wir wollen halt wie "Ihr" normale Menschen sein und wir können auch so wie "Ihr" lesen und schreiben und Interviews geben.
Ich finde, dass ich ein toller Mensch bin. Und dass ich mein Leben selbst bestimmen kann und jetzt ein Promi bin, das finde ich gut.