Michael Hauck über seine Kündigung als Dombaumeister

"Ich wurde in Misskredit gebracht"

Veröffentlicht am 24.04.2015 um 17:00 Uhr – Von Christoph Driessen (dpa) – Lesedauer: 
Erzbistum Köln

Köln ‐ Laut einer Gerichtsentscheidung darf der entlassene Kölner Dombaumeister Hauck zurück ins Amt. Nun schildert er seine Sicht der Dinge.

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Frage: Sie haben sich vor Gericht durchgesetzt. Dennoch: Das Domkapitel spricht nicht einfach so eine Kündigung aus. Was ist denn da nun eigentlich vorgefallen?

Hauck: Während meines Urlaubs haben sich, so wird es dargestellt, vier Mitarbeiter aus der Führungsebene der Dombauhütte an meinen Vorgesetzten, den Dompropst, gewandt und mich offenbar in Misskredit gebracht.

Frage: Was haben die Ihnen denn vorgeworfen?

Hauck: Das ist für mich auch ein Rätsel. Ich möchte darüber aber heute auch gar nicht weiter spekulieren. Nur soviel: Wissen Sie, ich bin nicht dafür berufen und eingestellt worden, um alles beim Alten zu lassen. Es wurde von mir erwartet, dass ich die Dombauhütte auch umgestalte und neue Schwerpunkte setze. Man wollte mich als Fachmann für Steinrestaurierung und historische Bautechniken, weil am Kölner Dom in den kommenden Jahren wichtige Arbeiten anstehen, um ihn noch sicherer zu machen.

Frage: In letzter Zeit sind ja mehrmals Steine runtergekommen .

Hauck: Ja, und es war klar, dass sich einiges verändern musste. Eine solche Umstrukturierung stößt immer auf Widerstände. Das kann natürlich zu Spannungen führen. Nur so kann ich mir diese Vorgehensweise der vier Mitarbeiter erklären, die dann in diese Kündigung gemündet ist. Tatsache ist: Diese vier Mitarbeiter sind hinter meinem Rücken und in meiner Abwesenheit zu meinem Vorgesetzten gegangen und haben sich beschwert. Gut. In einem solchen Fall würde man erwarten, dass der Dompropst als oberster Chef sagt: Ich habe von diesen Klagen gehört, jetzt setzen wir uns mal alle an einen Tisch, um die behaupteten Probleme zu klären. Doch ein solches Gespräch hat zu keinem Zeitpunkt stattgefunden.

Frage: Vielleicht hat der Dompropst so schlimme Dinge über Sie gehört, dass er sich gedacht hat: Da hat Reden keinen Sinn mehr.

Hauck: Ich weiß nicht, was die Vier genau über mich gesagt haben, denn ich war nicht dabei. Aber ich erhielt keine Chance, mich gegen diese Vorwürfe zu wehren oder den Sachverhalt richtig zu stellen. Stattdessen bekam ich ohne vorherige Abmahnung diese vollkommen unverhältnismäßige Kündigung.

Frage: In Ihrer Erklärung haben Sie ja geschrieben, Sie hätten sich gezwungen gesehen, die Leistungen der Mitarbeiter stärker zu kontrollieren. Warum?

Hauck: Wir haben in den letzten Jahren einige Steinabstürze gehabt, die zum Glück alle glimpflich abgelaufen sind. Aber natürlich trage ich als Dombaumeister hierfür Verantwortung. Stellen Sie sich vor, dass durch einen Steinsturz ein Mensch verletzt wird oder noch Schlimmeres passiert. Dann steht der Dombaumeister unter Umständen im Kreuzfeuer der Ermittlungsbehörden und muss nachweisen, dass auch tatsächlich daran gearbeitet worden ist, ein solches Unglück möglichst auszuschließen. Deshalb wollte ich eine strukturierte Leistungserfassung.

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Frage: Ich kann mich erinnern, dass Ihre Vorgängerin, Frau Schock-Werner, immer gesagt hat: Die Mitarbeiter der Dombauhütte leben sowieso für den Dom. Die kann man auch um zwei Uhr nachts anrufen, und die kommen. Kontrolle wäre da gerade kontraproduktiv.

Hauck: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dombauhütte habe ich als hochmotiviertes Team kennengelernt, die mit großer Leidenschaft ihrer Arbeit nachgehen. Und ja, sehr viele sind auch da, wenn man sie dringend braucht. Aber die erwähnte Kontrolle richtet sich nicht gegen die Mitarbeiter, sondern ist in jedem Unternehmen ein völlig normaler und unverzichtbarer Prozess bei der Leistungserbringung.

Frage: Gehen wir mal davon aus, Sie haben in allen Punkten recht. Ist es dann aber nicht doch so, dass der Dombauhütte mit einem anderen Dombaumeister besser gedient wäre, weil Ihnen nun immer diese Geschichte anhängt? Können Sie den Dom zum Beispiel noch glaubwürdig in der Öffentlichkeit repräsentieren?

Hauck: Es gibt inzwischen das Urteil des Arbeitsgerichts, dass meine Kündigung unwirksam ist. Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, da der Arbeitgeber noch in die Berufung gehen kann, werte ich diese Entscheidung als das richtige Signal. Ich strecke die Hand aus und suche das Gespräch. Ich bin mir sicher, dass es Lösungen gibt. Ich bin bereit und auch in der Lage, den Dom auch künftig in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Und ich brenne darauf, wieder an die Arbeit zu gehen.

Zur Person

Michael Hauck (54) kam 2012 als Nachfolger von Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nach Köln. Er war zuvor Dombaumeister in Passau. Der Gesteinsexperte sollte sich vor allem um die brüchige Außenfassade des Doms kümmern, von der hin und wieder Steine herabfallen. Nach nur eineinhalb Jahren bekam er jedoch vom Domkapitel die Kündigung - der Grund dafür soll sein Führungsstil gewesen sein. Hauck klagte dagegen und bekam recht: Am Donnerstag entschied das Arbeitsgericht Köln, dass die Entlassung unwirksam ist.
Von Christoph Driessen (dpa)