Ins neue Jahr beten
Mit Blick auf aktuelle Konflikte und das Ende des Kommunismus vor 25 Jahren stehen Frieden und Versöhnung zwischen Ost und West im Mittelpunkt des diesjährigen Gebetstreffens der Gemeinschaft. Die Treffen werden jeweils zum Jahreswechsel in einer anderen europäischen Großstadt ausgerichtet. In diesem Jahr findet das Großereignis in der tschechischen Hauptstadt statt.
Der Prior der Gemeinschaft, Frère Alois Löser , erinnerte beim ersten Abendgebet in der Prager Messehalle an das Leid vieler Menschen in Krisengebieten: "In diesen Tagen beten wir für die Völker der Ukraine, im Mittleren Osten und anderswo, die unter Gewalt und Krieg leiden", betonte Löser. Er erinnerte an das erste Prager Jugendtreffen 1990 und hob den Beitrag der Völker Mittel- und Osteuropas zur Überwindung des Eisernen Vorhangs hervor.
Papst Franziskus würdigte in einer Grußbotschaft die christlichen Märtyrer und Oppositionellen der kommunistischen Ära. 25 Jahre nach Wiedereinführung der Demokratie in Tschechien sollten die Jugendlichen in ihrem Gebet nicht jene Glaubenszeugen vergessen, die "durch ihre selbstlose Hingabe, bisweilen um den Preis großen Leids, ermöglicht haben, dass ihr Land einen Weg der Freiheit wiederfindet", so der Papst in dem Schreiben, aus dem "Radio Vatikan" am Montag zitierte.
Grußbotschaften auch aus Canterbury und Istanbul
Auch der Erzbischof von Canterbury , Justin Welby, wandte sich in einer Grußbotschaft an die Jugendlichen. "In einer Zeit, in der unsere Differenzen zu Angst führen, in der Angst zu Hass führt und Hass zu Gewalt, ist euer Treffen ein Symbol der Versöhnung und des Friedens", heißt es in der Botschaft, die auf den Internetseiten der Gemeinschaft nachzulesen ist. Der ökumenische Patriarch von Konstantinopel , Bartholomaios I., erinnerte in seinem Grußwort an die "Samtene Revolution", die vor 25 Jahren das Ende des Kommunismus in der damaligen Tschechoslowakei brachte. "Diese Ereignisse scheinen längst vergangen zu sein, aber sie begründeten ein Wiederaufblühen dieses Teils von Europa nach Jahrzehnten von Furcht und Trennung." Zugleich rief der Patriarch zu einer "neuen Form von Revolution" auf: "So rufen wir alle Teilnehmer dieses Treffens auf, ökologische Fragen zu einem wichtigen Kapitel der Ökumene zu machen." Als Christen hätten wir eine besondere Vorstellung von einer nachhaltigen Welt. "Man kann Salz der Erde nur dann sein, wenn es überhaupt noch eine Erde gibt", heißt es in dem Grußwort von Bartholomaios weiter.
Neben dem Prager Messegelände dienen 17 Prager Innenstadtkirchen als Veranstaltungsorte des Taize-Treffens. Dort kommen die Teilnehmer zu täglichen Gebeten zusammen. Einer der Höhepunkte ist ein Abendgebet am Neujahrsabend im Veitsdom. Dazu werden Vertreter der katholischen Tschechischen Bischofskonferenz, des Rates der tschechischen Kirchen und des öffentlichen Lebens erwartet. Das tschechische Fernsehen überträgt die Feier live. (kim/KNA)