Ditib verurteilt Putsch - Bartholomaios I. flieht
"Wir verurteilen den Versuch dieses Aufstandes auf das Schärfste." Die Putschisten hätten versucht, die Demokratie und den Volkswillen in der Türkei außer Kraft zu setzen. "Wir hoffen, dass dieser illegitime Aufstandsversuch in kürzester Zeit beendet wird und erklären der Öffentlichkeit, dass wir die Demokratie unterstützen."
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der größte islamische Verband in der Bundesrepublik. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 900 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordinieren will.
Mindestens 265 Tote nach dem Putschversuch
Der Putschversuch von Teilen der Armee in der Türkei hat in der Nacht zum Samstag mindestens 265 Menschen das Leben gekostet. Bei 161 der Toten handelt es sich laut Ministerpräsident Binali Yildirim um regierungstreue Sicherheitskräfte oder Zivilisten. Hinzu kämen 104 getötete Putschisten, wie es am Samstag aus Regierungskreisen hieß. Yildirim sagte, 1.140 Menschen seien verletzt und 2.839 Putschisten aus den Reihen der Streitkräfte festgenommen worden. Die Festnahmen dauerten jedoch weiter an.
Unterdessen hat das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., die Türkei nur wenige Stunden vor dem militärischen Umsturzversuch verlassen. Er nahm eine der letzten Maschinen, die noch vom Flughafen Atatürk bei Istanbul abheben konnten, wie am Samstag aus Kirchenkreisen verlautete. Demnach befindet er sich nun in Slowenien, wo er eine Wallfahrt zur südsteirischen Kirche des hl. Bartholomäus (Sveti Jernej nad Muto) unternehmen will.
Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Flug des Patriarchen nach Ljubljana bereits im Vorfeld geplant worden sei, hieß es. Vielmehr sei der Patriarch kurzfristig gewarnt worden, dass ein Aufstand der türkischen Luftwaffe und Einheiten der Bodentruppen gegen den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan bevorstehe.
Vergeltung könnte auch Ökumenisches Patriarchat treffen
Nachdem die türkische Regierung den Putsch für gescheitert erklärte, besteht aus Sicht von Beobachtern nun die Gefahr, dass die angekündigten Vergeltungsmaßnahmen auch das Ökumenische Patriarchat treffen könnten. Der Vorwurf, die islamische Bewegung (Hizmet) von Fethullah Gülen sei verantwortlich für den Umsturzversuch, könne auch Bartholomaios schaden. Er hatte in der Vergangenheit enge Beziehungen zu Gülen unterhalten.
Eine schnelle Rückkehr des Patriarchen nach Istanbul ist unbestätigten Informationen zufolge vorerst nicht geplant. Bartholomaios I. werde zunächst zu einem Erholungsurlaub in die französischen Alpen reisen. (bod/KNA/dpa)
16.07.2016, 12.50 Uhr: aktualisiert um die Flucht von Bartholomaios I.