"Jetzt geht es um den Frieden"
In der kubanischen Hauptstadt Havanna haben sich die kolumbianische Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und die linksgerichtete Guerilla-Organisation FARC auf einen Friedensvertrag verständigt. Beide Seiten gaben am Mittwochabend (Ortszeit) die Einigung bekannt. "Das Abkommen beendet den Krieg und es beginnt der Frieden", sagte Santos wenig später in Bogota und legte zugleich den 2. Oktober als das Datum für die Volksabstimmung über das Abkommen fest. Die Inhalte des ausgehandelten Friedensvertrages seien unveränderbar.
"Wir alle hätten gerne etwas mehr gehabt, aber das ist das bestmögliche Abkommen", sagte in Havanna der Verhandlungsführer der Regierung, Humberto De La Calle, der inzwischen von den kolumbianischen Medien als möglicher Präsidentschaftskandidat für den Urnengang 2018 ins Spiel gebracht wird, wenn Santos gemäß der Verfassung nicht mehr antreten darf. FARC-Sprecher Ivan Marquez erklärte, dass nun in Kolumbien eine Debatte der Ideen beginnen werde. Er rief die zweitgrößte Guerillagruppe des Landes, die marxistische ELN, indirekt auf, dem Beispiel der FARC zu folgen. "Wir hoffen, dass die ELN einen Weg zum Frieden finden wird."
Referendum über Friedensvertrag soll im Oktober stattfinden
Das Abkommen soll im September unterzeichnet werden. Zahlreiche kolumbianische Politiker sprechen sich für eine Unterzeichnung in der Hauptstadt Bogota aus, aber auch die Kolonialstadt Cartagena signalisierte Interesse. Eine Volksabstimmung über den Vertrag soll am 2. Oktober stattfinden. Zentrale Punkte des Abkommens sind unter anderem eine Landreform, die Umwandlung der Guerilla in eine politische Partei, neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel, eine Entschädigung der Opfer, eine Amnestie für politische Straftaten sowie eine besondere Justizabteilung für die Aufarbeitung der Verbrechen während des Krieges, der über 250.000 Menschenleben kostete und sechs Millionen Binnenflüchtlinge verursachte.
Linktipp: Bischöfe: Papst reist 2017 nach Kolumbien
Papst Franziskus will 2017 nach Kolumbien reisen, sagte der Vorsitzende der kolumbianischen Bischofskonferenz nach einer Privataudienz beim Papst am Samstag. Über eine solche Reise war schon länger spekuliert worden. (Artikel von Januar 2016)Die Kirche in Kolumbien warnte indes vor allzu großer Euphorie. Der Vorsitzende der kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Augusto Castro Quiroga aus Tunja, sagte dem Radiosender Caracol, das Abkommen bedeute zunächst einmal ein Ende des Krieges. Ein wirklicher und wahrhaftiger Frieden müsse aber erst noch erarbeitet werden. "Dies ist die große Aufgabe des Postkonfliktes", so Castro. Dabei müsse die Suche nach der Wahrheit an erster Stelle stehen. "Und das ist sicher die schwierigste Aufgabe." In einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung rief die Bischofskonferenz die Kolumbianer zur Teilnahme an der Volksabstimmung auf.
Unterdessen ermunterte der Weihbischof von Barranquilla, Victor Tamayo, die ELN zu einem entscheidenden Schritt in Richtung Frieden. "Wir laden die ELN ein, sich der Gruppe von uns Kolumbianern anzuschließen, die den Frieden will", sagte Tamayo dem Radiosender Caracol. Derzeit liegen die Friedensgespräche mit der ELN auf Eis, weil Santos die Freilassung aller Geiseln aus der Gewalt der Rebellen zur Bedingung für die Aufnahme von direkten Friedensgesprächen gemacht hat.
Bischof: Der größte Feind ist die Korruption
Quibdos Bischof Juan Carlos Barreto sieht den Gegner des Friedens indes woanders: "Die Bevölkerung von Choco ist all die Korruption leid", sagte der Oberhirte der Hauptstadt der bettelarmen, überwiegend von Afro-Kolumbianern bewohnten Provinz, die Papst Franziskus im kommenden Jahr im Rahmen seiner geplanten Kolumbien-Reise besuchen will. Ein großer Teil der Kriminellen arbeite im Verborgenen und ein anderer großer Teil in öffentlichen Ämtern.
"Hoffentlich bringt uns die neue Ära eine neue politische Klasse und hoffentlich hilft uns die neue Zeit, gegen die Korruption zu kämpfen", so der Bischof. "Wir erwarten einen Frieden ohne Waffen und wir hoffen, dass es weder von der Regierung noch von der FARC Augenwischerei gibt", sagte Barreto.