Jugendverbände veröffentlichen ökumenisches Sozialwort
Katholische und evangelische Jugendverbände haben am Donnerstag im Vorfeld der Bundestagswahl gemeinsam ein "Ökumenisches Sozialwort der Jugend" vorgestellt. Darin positionieren sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) zu aktuellen politischen Fragen aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen.
Unter dem Leitwort "Damit die Welt zusammen hält" sind zu den Themenbereichen Teilhabe und Freiheit, Sozialwelt, Eine Welt und weltweite Friedensordnung, Europa, Umwelt und Nachhaltigkeit, Arbeitswelt, Bildung, Medien und Vielfalt Forderungen gesammelt. Unter den Forderungen, die im Papier erhoben werden, sind eine Reduzierung des Wahlalters auf 14 Jahre, Wahlrecht für alle Einwohner Deutschlands, eine "bedingungslose Grundrente" und ein uneingeschränktes Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare.
Die Jugendverbände sehen ihr Papier als Antwort auf die ökumenische Sozialinitiatve, mit der sich 2014 die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Wort gemeldet hatten. Das Sozialwort der Jugend betont im Vergleich zum Papier der beiden Kirchen stärker Themen, die für Jugendliche relevant sind.
Das Sozialwort der Jugend ist in einem zweijährigen Prozess entstanden, bei dem Jugendliche über Veranstaltungen und Online-Partizipations-Tools beteiligt wurden. Zusätzlich zum Text des Sozialworts, der auch in "leichter Sprache" veröffentlicht wird, stellen BDKJ und aej eine Arbeitshilfe mit Materialien für Kinder- und Jugendgruppen zu den Themen des Sozialworts vor. (fxn)
Linktipp: Gemeinsames Sozialwort und Materialien
Auf der Kampagnenseite von Evangelischer und Katholischer Jugend (aej und BDKJ) zum ökumenischen Sozialwort sind der Text und begleitende Materialien verfügbar.Drei Fragen an BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier zum Sozialwort der Jugend
Frage: Vor drei Jahren haben die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland ein "Ökumenisches Sozialwort" veröffentlicht, jetzt bringen die katholischen und evangelischen Jugendverbände ein Sozialwort der Jugend heraus. Was hat bei den Erwachsenen gefehlt, was fordert die Jugend anderes als die Erwachsenen?
Lisi Maier: Inhaltlich haben wir uns zunächst schon an den sozialpolitischen, wirtschaftspolitischen und bildungspolitischen Themen der Sozialinitiative orientiert. Wir haben aber festgestellt, dass gerade junge Menschen auch die Friedenspolitik, die internationale Gerechtigkeit, die Forderungen im digitalen Bereich und die europäische Dimension umtreibt - Themen, die in unserem Sozialwort eine viel größere Rolle als in der Sozialinitiative der beiden Kirchen spielen. Und unser Sozialwort stellt in erster Linie aus kinder- und jugendpolitischer Sicht Anforderungen an die Politik und ist deshalb visionärer geschrieben.
Frage: Das Sozialwort der Jugend erscheint im Superwahljahr 2017, rechtzeitig vor der Bundestagswahl. Was sind die wichtigsten Herausforderungen, vor denen Sie Deutschland gerade sehen? Wie sehen ihre Lösungsansätze aus?
Lisi Maier: Schon isoliert betrachtet scheinen die sozialen, ökologischen, politischen und kulturellen Krisen und Konflikte unserer Zeit oft unlösbar. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Ungleichheit zwischen den Menschen nimmt auf allen Ebenen zu. Kriegerische Auseinandersetzungen, wirtschaftliche Not und die einsetzenden Folgen des Klimawandels führen unter anderem zu weltweiten Fluchtbewegungen. In den immer vielfältiger werdenden Gesellschaften erwachen und erstarken Ideologien der Abgrenzung und des Menschenhasses. Rechtsextreme Positionen gewinnen an Boden, schüren Angst und verführen mit einfachen Weltbildern.
Wir legen ein Papier vor, das zusammenträgt, was sich junge Menschen in unserem Land von der Zukunft wünschen und was sie von der Politik erwarten, von einer friedlicheren, gerechteren und solidarischeren deutschen, europäischen, weltweiten Gesellschaft. Sozialpolitik kann aus unserer Sicht nicht isoliert von Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik betrieben werden, aber auch nicht losgelöst von den Entwicklungen rund um den Digitalen Wandel, von den Fragen der Nachhaltigkeit, des Fairen Handels und der Solidarität in der Einen Welt. Denn in all diesen Bereichen müssen konstruktive und vernetzte Lösungsansätze gefunden werden, damit die Welt zusammenhält.
Frage: Sie haben zwei Jahre lang am ökumenischen Sozialwort der Jugend gearbeitet und viele Jugendliche beteiligt. War da immer große ökumenische Einigkeit, oder gibt es Bereiche, bei denen sich die katholische und die evangelische Sichtweise unterschieden haben?
Lisi Maier: Die Arbeitsgruppe, die fast zwei Jahre gearbeitet hat, hat ebenso wenig nach Konfession unterschieden wie die Teilnehmenden des Hearings oder der Online-Konsultation. Sicherlich haben BDKJ und aej in politischen Fragestellungen teilweise unterschiedliche Beschlusslagen und setzen teilweise andere Schwerpunkte, aber deutlich wurde auf alle Fälle: Gerade gesellschaftspolitisch eint uns als Christinnen und Christen viel mehr als uns trennt.