Käßmann kritisiert Abschiebungen von Konvertiten
Margot Käßmann, Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsgedenkjahr, kritisiert Abschiebungen nach Afghanistan. "Christinnen und Christen haben die Kanzlerin im Herbst 2015 sehr stark unterstützt. Jetzt sehen sie, dass es auch Abschiebungen gibt, die sie nicht verstehen", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Zwar könne Deutschland nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, aber wenn jemand den Kriegsdienst in der Armee von Assad verweigert habe, sollte das ein Asylgrund sein. Die evangelische Theologin sprach sich gegen "Abschiebungen in ein Kriegsland wie Afghanistan" aus. "Und wir sollten niemanden abschieben, der zum Christentum konvertiert ist", so die Pfarrerin.
Käßmann verteidigte zudem die politischen Veranstaltungen auf dem Kirchentag, der am Wochenende in Wittenberg endete. Den Einwand, dass der Kirchentag und Barack Obama Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor allem schöne Bilder für den Wahlkampf gebracht haben, kann Käßmann nachvollziehen. Es seien aber Politiker aller Parteien dabei gewesen, die die Gelegenheit gehabt hätten sich zu äußern, betont die EKD-Kirchentags-Botschafterin: "Wir sind keine Claqueure irgendwelcher Parteien." Sie weist darauf hin, dass bei der Veranstaltung mit Obama und Merkel in Berlin vor allem junge Leute kritisch nachgefragt hätten - "in guter reformatorischer Tradition".
Käßmann verteidigt AfD-Auftritt bei Kirchentag
Zum Versuch eines Dialogs mit der AfD beim Kirchentag erklärte Käßmann: "Es ist immer besser, miteinander zu reden als übereinander. Wer sich in der AfD als Christ bezeichnet, den dürfen wir nicht von vornherein ausschließen." Dass man keinen Konsens findet, sei normal. "Mir käme es darauf an zu erfahren, wie jemand in einer Partei, die sich derart abfällig über Flüchtlinge und Zuwanderer äußert, Barmherzigkeit und Nächstenliebe pflegen will. Das passt für mich nicht zusammen", so die Theologin. (KNA)