DBK-Vorsitzender spricht vor der Bundespressekonferenz

Kardinal Marx: Das C steht nicht für konservativ

Veröffentlicht am 10.10.2017 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Berlin ‐ Wofür steht das "C" bei CDU und CSU sonst? Und was hat sein kommunistischer Namensvetter Karl Marx damit zu tun? Die Antwort gab Kardinal Reinhard Marx vor der Bundespressekonferenz.

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Kardinal Reinhard Marx hat sich gegen eine Engführung des Christlichen bei CDU und CSU auf konservatives Gedankengut ausgesprochen. "Das C steht nicht für konservativ, sondern für christlich", betonte Marx am Dienstag in Berlin vor der Bundespressekonferenz. Das Christentum sei nicht per se konservativ, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, es habe auch progressive Elemente. In diesem Zusammenhang zitierte er seinen Namensvetter Karl Marx (1818 - 1883). Dieser habe zwar einerseits die Religion als "Opium des Volkes" kritisiert, im selben Text habe Marx die Religion aber auch als "Protest gegen das wirkliche Elend" gewürdigt.

Zum jüngsten konservativen Zehn-Thesenpapier der CSU bemerkte der Münchner Erzbischof, man solle die Bedeutung religiöser und traditioneller Symbole nicht unterschätzen. Manche hätten sich zu Recht über die Entfernung christlicher Symbole aus dem öffentlichen Raum beschwert. Auch er sei gegen eine Abschaffung von Wegkreuzen und traditionellen Prozessionen, betonte Marx. Allerdings genüge es nicht, nur die Symbole zu verteidigen, mindestens ebenso wichtig seien die Überzeugungen, die dahinterstehen.

Kirche nicht für unbegrenzte Aufnahme von Flüchtlingen

Mit Blick auf die Flüchtlingsfrage betonte der Kardinal, dass auch die katholische Kirche in Deutschland nicht für eine unbegrenzte Aufnahme von Migranten sei. Die könne es schon aus rein praktischen Gründen nicht geben. Wesentlich sei daher die Frage, wie man den wachsenden Zustrom humanitär gestalten könne. Zugleich unterstrich Marx die kirchliche Forderung des Rechts auf Familiennachzug für Flüchtlinge. "Wer auf Dauer hier ist, muss seine Kinder oder Ehegatten nachholen können, das ist ethisch geboten." Nur in äußerster Not könne man Familien zur Trennung zwingen. Familiennachzug zu ermöglichen, sei auch eine Frage der Klugheit, weil er der Integration diene.

Themen: Auf der Flucht

Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".

Marx hinterfragte aber auch die am Sonntag von CDU und CSU ausgehandelte Zahl von 200.000 humanitär begründeten Netto-Zuwanderungen pro Jahr. Er wisse nicht, wie diese Zahl errechnet worden sei und wie sie begründet werde, sagte Marx. Eine Obergrenze halte er nach wie vor nicht für ein geeignetes Instrument, um die Flüchtlingsfrage zu lösen.

Papst sieht in Europa Schlüsselrolle

Sein Bedauern sprach der Kardinal darüber aus, dass Europa im deutschen Wahlkampf keine Rolle gespielt habe. Die nächste deutsche Bundesregierung müsse Europa wieder stärker in den Blick nehmen und sagen, wohin die Reise in den nächsten 10 bis 20 Jahren gehen solle. "Jetzt ist die Stunde Europas!", betonte Marx und begrüßte den "neuen Schwung", den der französische Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit ihren jüngsten Grundsatzreden zu Europa in die Debatte gebracht hätten.

Marx kündigte außerdem eine weitere Grundsatzrede von Papst Franziskus zu Europa an. Das Kirchenoberhaupt werde am letzten Oktoberwochenende in Rom vor Bischöfen aus den Ländern der EU sprechen, die dort unter dem Motto "Rethinking Europe" (Europa neu denken) über die Zukunft des Kontinents diskutieren werden. Marx betonte, dass dies bereits die fünfte Rede des aus Argentinien stammenden Papstes zu Europa sein werde. Der Papst zeige, dass Europa aus seiner Sicht eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der Menschheit habe. (bod/KNA)