Reformationsbotschafterin Käßmann "Einheitskirche" für langweilig

Kardinal Marx für Kircheneinheit

Veröffentlicht am 29.10.2017 um 10:44 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN
Die Brustkreuze von Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Bild: © KNA
Ökumene

Berlin ‐ Die Einheit der Kirchen ist sein großer Traum - das hat Kardinal Reinhard Marx nun einer Zeitung gesagt. Doch er bekommt ökumenischen Gegenwind von einer evangelischen Ex-Bischöfin.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, fordert eine Wiedervereinigung der christlichen Kirchen. "Dafür setzen wir uns seit Jahren ein. Dafür bete ich, dafür arbeite ich", sagte Marx der "Bild am Sonntag" anlässlich des Reformationstags. Der 31. Oktober 2017 sei kein Schlusspunkt, "sondern ein Doppelpunkt auf unserem ökumenischen Weg als Christen in diesem Land".

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann sprach sich gegen eine Vereinigung der Kirchen aus. "Wir sind verschieden", schrieb die Botschafterin der evangelischen Kirche für das Reformationsjubiläum 2017 in einem Beitrag der Zeitung. Diese Unterschiede seien kreativ. "Eine Einheitskirche finde ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei." Verschiedenheit sei aus ihrer Sicht eher reizvoll.

Käßmann verwies unter anderem darauf, dass die evangelische Kirche Frauen in alle Ämter ordiniere, Pfarrer heiraten und Familien gründen könnten. In der katholischen Kirche sei das Priesteramt zölibatär lebenden Männern vorbehalten. Während dort der Papst das Oberhaupt sei, setzten sich in der evangelischen Kirche die Leitungen aus Alten und Jungen, Männern und Frauen, Ordinierten und nicht Ordinierten zusammen.

Margot Käßmann im Porträt
Bild: ©KNA

Margot Käßmann ist Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum.

Allerdings möchte auch Käßmann ein engeres Miteinander katholischer und evangelischer Christen. "Was ich mir wünsche, ist, dass wir uns gegenseitig offiziell zum Abendmahl bzw. zur Eucharistie einladen können und gemeinsam in der Welt von unserem Glauben erzählen." Käßmann sprach sich auch dafür aus, dass der Reformationstag in Deutschland nicht nur in diesem Jahr, sondern für immer ein Feiertag wird.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Zeitung ist eine Mehrheit der Katholiken in Deutschland für eine Vereinigung der Kirchen. 58 Prozent der katholischen Befragten sprachen sich demnach dafür aus, die evangelische und die katholische Kirche wieder zu einer Kirche zu vereinigen. 28 Prozent waren dagegen. Unter den Protestanten lag die Zustimmung bei 47 Prozent, 41 waren dagegen. Von allen Befragten sprachen sich 41 Prozent für die Wiedervereinigung aus. 35 Prozent lehnten sie ab, 24 Prozent waren unentschlossen oder machten keine Angabe.

Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge am 26. Oktober 504 repräsentativ ausgewählte Personen befragt. Die Frage: "Sollten sich die evangelische und die katholische Kirche wieder zu einer Kirche vereinigen?" (rom/KNA/dpa)