Kardinal Marx warnt vor "Sprache des Hasses"
Die deutschen Bischöfe haben die Abgeordneten nach der Bundestagswahl zum verbalen Abrüsten aufgerufen. Der Wahlkampf sei nun vorbei, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montag zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung in Fulda. Im Parlament dürfe und müsse gestritten werden, "allerdings immer im Dialog und mit Respekt vor dem Anderen." Denn auch das Parlament habe seine Würde. Marx erinnerte die Abgeordneten daran, dass sie nicht einer bestimmten Klientel, sondern "dem gesamten deutschen Volk und dem Gemeinwohl" verpflichtet seien.
Auf die AfD angesprochen, warnte der Kardinal davor, die Welt mit Hilfe einer "Schwarz-weiß-Schablone" zu beurteilen. Auch dürfte im Parlament "keine Sprache des Hasses und der Ausgrenzung" Einzug erhalten. Marx betonte zugleich, dass es sich Deutschland nicht nur um eine Partei drehe, sondern künftig sechs Parteien im ordentlichen Stil miteinander streiten müssten. Dabei gehe es um das Lösen von Problemen. Wenn dabei jedoch Thesen aufgestellt würden, die unerträglich seien, dann müsse das auch ausgesprochen werden. "Und dann werde auch ich etwas sagen", so Marx.
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Am Sonntag hatte die AfD bei der Bundestagswahl 12,6 Prozent der Stimmen erhalten und ist damit hinter CDU/CSU (33 Prozent) und der SPD (20,5 Prozent) drittstärkste Kraft im Parlament. Die beiden Großparteien verloren zahlreiche Wähler. Die SPD sackte sogar auf einen historischen Tiefwert ab. Alexander Gauland, Spitzenkandidat der AfD, hatte nach Bekanntwerden der Wahlergebnisse angekündigt, Angela Merkel "jagen" zu wollen.
Die Kirche werde sich nicht andauernd in die Tagespolitik einmischen, aber weiterhin ihre Positionen vertreten, kündigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an. Themen wie der Umgang mit Fremden und Armen, der Lebensschutz an Anfang und Ende des Lebens sowie die Förderung und der Schutz von Ehe und Familie seien für die Kirche weiterhin von großer Bedeutung. Auch der Flüchtlingsfrage – von der Aufnahme bis zur Integration – stelle man sich. Was Marx dagegen beunruhige, sei der seit Längerem zu beobachtende Rechtsruck, der nicht nur in Deutschland, sondern auch Europa und Nordamerika zu verzeichnen sei.
Die deutschen Bischöfe tagen noch bis Donnerstag in Fulda. Themen sind unter anderem die bevorstehende Jugendsynode im Vatikan, der Umweltschutz als Aufgabe der Kirche, die Flüchtlingsarbeit und die Gefahren des internationalen Terrorismus. Die Bundestagswahl hat laut Marx eigentlich nicht auf der Agenda gestanden. Dennoch würden sich die Bischöfe über den Ausgang der Wahl austauschen. (bod)