Kardinal O'Malley lässt Priesterseminar untersuchen
Bostons Kardinal Sean O'Malley lässt angebliche anzügliche Vorgänge in seinem Priesterseminar untersuchen. Wie der US-Pressedienst CNS (Freitag Ortszeit) berichtet, schickte er den Regens des Seminars, James Moroney, in ein Freisemester. So könne man der Angelegenheit umgehend und "in voller Unabhängigkeit nachgehen", erklärte O'Malley. Ergebnisse sollten so schnell wie möglich vorliegen.
Derzeit könne er sich über die erhobenen Vorwürfe über angebliche moralische Verfehlungen im Seminar noch nicht qualifiziert äußern. In seiner Erklärung äußerte sich der Bostoner Kardinal nicht explizit, worum es bei den Anschuldigungen geht. In den Sozialen Netzwerken sei von Handlungen berichtet worden, die "in direktem Gegensatz zu den moralischen Standards und Anforderungen an die Ausbildung für katholische Priester stehen".
Berichte über Alkoholexzesse und "Kuscheleien"
Ein User behauptete in einem Kommentar auf der Facebook-Seite des Erzbistums, die von einem traditionalistischen Blog vorgebrachten Anschuldigungen gegen eine nicht genannte Einrichtung würden sich auf das Seminar St. John der Erzdiözese beziehen. Im dem Blogpost ist die Rede von exzessivem Alkoholmissbrauch und Seminaristen, die betrunken miteinander "kuscheln" würden. Der User erklärte, als ehemaliger Angehöriger des Seminars könne er die Berichte bestätigen.
Bostons Erzbischof O'Malley ist einer der wichtigsten Berater von Papst Franziskus. Er gehört dem sogenannten K9-Rat zur Kurienreform an. Seine Expertise ist die Prävention und die Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche, insbesondere sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche. O'Malley ist Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Boston war das Epizentrum des Missbrauchsskandals, der 2002 in der US-Kirche ausbrach. Das Erzbistum wurde damals vom Ende 2017 gestorbenen Kardinal Bernard Law geleitet.
O'Malley erklärte, die Anschuldigungen bereiteten ihm "große Sorgen". Das Priesteramt erfordere "eine Vertrauensbasis mit den Menschen". Alle Priesterseminare hätten Standards zu erfüllen, die solches Vertrauen rechtfertigten. (kim/KNA)