Katholikenkomitee warnt vor Ausgrenzung der Muslime
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wendet sich "entschieden" gegen eine pauschale Verurteilung des Islam und der Muslime. "In den gegenwärtigen Debatten darüber, welche Religion zu Deutschland gehört und welche nicht, werden zunehmend gewalttätige Extremisten, die den Islam für ihre Zwecke missbrauchen, mit den in Deutschland friedlich lebenden Muslimen und vor Gewalt und Terror geflüchteten Menschen gleichgesetzt", kritisierte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Freitag in Bonn.
Die gezielt gemachten populistischen Aussagen und deren Übernahme in den Sozialen Medien führten dazu, dass Menschen aufgrund von Herkunft und Religion diffamiert würden, fügte Sternberg hinzu. "Dies ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, aber auch für all die Menschen, die sich im interkulturellen und interreligiösen Dialog für Verständigung und unsere gemeinsame Gesellschaft einsetzen."
Der ZdK-Präsident betonte: "Ein konstruktives und friedliches Miteinander kann nur erreicht werden, wenn Respekt, Vertrauen und die gegenseitige Anerkennung eines anderen religiösen Bekenntnisses selbstverständlich sind." Demokratiefeindlichkeit und fanatischen Strömungen könne nur gemeinsam entgegengewirkt werden. Durch Ausgrenzung entstehe Misstrauen, Feindseligkeit und Hass.
Umfrage belegt: Deutsche sind gespalten
Zuletzt hatte der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit seiner Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, für Diskussionen gesorgt. Neben den Grünen, der Linken und der SPD hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Seehofers These in einer Regierungserklärung widersprochen. Zustimmung bekam Seehofer dagegen vom langjährigen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach (CDU). "Viele Menschen diskutieren über das Thema, und sie wollen wissen, wer welche Haltung in dieser Frage einnimmt", sagte Bosbach der "Welt". Seehofer habe nicht völlig grundlos oder pauschal religiöse oder philosophische Betrachtungen über Rolle und Stellung des Islam in Deutschland angestellt, sondern der These widersprochen, dass der Islam zur nationalen Identität der Bundesrepublik gehöre.
Eine am Donnerstag in Köln veröffentlichten Forsa-Umfrage belegt unterdessen, dass die Aussage "Der Islam gehört zu Deutschland" die Bevölkerung in Deutschland spaltet. Demnach gehört der Islam für knapp die Hälfte (47 Prozent) zu Deutschland. 46 Prozent sehen den Islam dagegen nicht als Teil der deutschen Gesellschaft. Die Ergebnisse unterscheiden sich kaum von früheren Umfragen: 2012, 2014 und 2016 hatten jeweils 48 Prozent der Befragten der Aussage zugestimmt oder sie abgelehnt. (bod/KNA)