Berliner Canisius-Kolleg hat Muslimin eingestellt

Katholische Schule verteidigt Lehrerin mit Kopftuch

Veröffentlicht am 11.12.2017 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Schule

Berlin ‐ An staatlichen Schulen in Berlin ist das Kopftuch verboten, an kirchlichen nicht. Das Canisius-Kolleg hat sich nun bewusst für eine muslimische Lehrerin entschieden. Auch, um eine Debatte zu eröffnen.

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Das Canisius-Kolleg in Berlin hat seine Entscheidung verteidigt, eine Kopftuch tragende Muslimin einzustellen. "Wir haben uns bewusst für die Kandidatin entschieden, die das muslimische Kopftuch trägt", sagte der Rektor des katholischen Gymnasiums, Jesuitenpater Tobias Zimmermann, in einem Interview der "Welt" (Montag). "Sie hat uns im Bewerbungsverfahren am meisten überzeugt", fügte er hinzu. Auf die Frage nach einem möglichen Migrationshintergrund sagte er, die Muslimin sei "Berlinerin", hier geboren und Deutsche.

Zimmermann betonte: "Wir wissen, dass wir mit dieser Entscheidung einen Pflock eingeschlagen haben. Wir wollten es so." Wenn dies der Anfang einer offenen Debatte über Religion in unserem Land wäre, "dann wäre ich glücklich", sagte der Rektor.

Das Canisius-Kolleg habe in den vergangenen Jahren "viele Menschen verschiedener Kulturen eingestellt", darunter eine gebürtige arabische Lehrkraft, und Menschen aus anderen europäischen Ländern, Christen und Nichtchristen. "Und wir haben die Berlinerin eingestellt, die ein Kopftuch trägt", sagte der Jesuit. "Es gefällt mir, wie da alle Klischees durcheinanderwirbeln. Das Schöne daran: Wir bilden ab, was ist."

"Mitschuld am Niedergang christlicher Religion"

Nach dem umstrittenen Neutralitätsgesetz von Berlin dürfen bestimmte staatliche Bedienstete keine Kleidungs- und Schmuckstücke tragen, die demonstrativ für eine religiöse oder politische Position stehen. Das Gesetz gilt für staatliche, nicht aber für katholische Schulen wie das Canisius-Kolleg. Linkspartei, Grüne und Kirchen treten für eine Überprüfung des Neutralitätsgesetzes ein, SPD und CDU sind für die Beibehaltung.

"Das Neutralitätsgesetz von Berlin ist ein weltanschauliches Gesetz", sagte Zimmermann. "Es macht Religion zur Privatsache, verbannt sie ins Private." Dadurch, dass man das hingenommen habe, trage man "eine Mitschuld am Niedergang christlicher Religion in Deutschland".

Auf die Frage, ob nicht Christen ihre Symbole wie das Kreuz wieder stärker in den Alltag zurückholen sollten statt von Musliminnen zu verlangen, das Kopftuch abzulegen, sagte Zimmermann: "Genau. Und dann miteinander reden. Wir brauchen einen offenen Diskurs mit dem Islam über den Umgang mit Symbolen." Eine Muslimin am Kolleg einzustellen, sei ein Dienst gewesen, "den wir als Christen der Gesellschaft tun", betonte der Jesuitenpater. Im Falle einer Burkaträgerin wäre nach Ansicht Zimmermanns allerdings eine Grenze überschritten. "Ich würde sie wohl nicht einstellen", sagte er. (KNA)