Kinder beten für Ende des Blutbads in Aleppo
Kinder aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo wollen in der kommenden Woche um Frieden beten. Das berichtet der vatikanische Pressedienst Fides am Sonntag unter Berufung auf den armenisch-katholischen Erzbischof von Aleppo Boutros Marayati. An dem interreligiösen Gebet sollen Christen und Muslime teilnehmen. Hunderte Jungen und Mädchen wollen am Donnerstag, 6. Oktober, gemeinsam dafür bitten, dass die Todesspirale in ihrer umkämpften Stadt und in ganz Syrien aufhört.
Unterschrieben mit einem Fingerabdruck
Wie der Erzbischof weiter sagte, werden die Kinder auch einen Aufruf an die Herrscher der Welt senden, das Blutbad besonders an Kindern zu beenden. Sie seien in allen Kriegen die Verletzlichsten. Den Aufruf wollten die Kinder mit ihrem Namen und ihren Fingerabdrücken unterschreiben, so Marayati. Das Wichtigste aber sei das Gebet. "Und wir vertrauen darauf, dass das Gebet der Kinder machtvoller ist als das unsere". Die jüngsten Bombardements in Aleppo hätten auf verheerende Art und Weise gezeigt, wie fragil und unvollständig der grade erste ausgehandelte Waffenstillstand sei, ergänzte der Erzbischof.
Auch die Bundesregierung hat mit Entsetzen auf die aufgeflammten schweren Kämpfe reagiert. "Was wir derzeit in Syrien erleben, ist Barbarei", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Vor allem in und rund um Aleppo seien eine Vielzahl von Kriegsverbrechen zu beklagen.
Linktipp: Raketeneinschlag in Kirchengebäude in Aleppo
Trotz der Waffenruhe ist im syrischen Aleppo eine Rakete in das Wohnhaus der syrisch-katholischen Kirche eingeschlagen. Es ist nicht das erste Mal, dass das Gebäude von Geschossen getroffen wird.Laut Angaben der Vereinten Nationen sind in der Metropole Aleppo fast zwei Millionen Menschen ohne Zugang zu fließendem Wasser. Das UN-Kinderhilfswerk bezeichnete die jüngsten Luftangriffe auf die Stadt als absoluten Tiefpunkt des Syrien-Kriegs. Unicef-Sprecher Rudolf Tarneden sagte auf NDR Info: "Die Intensität und Rücksichtslosigkeit sind vergleichbar mit den Gräueltaten, die im Zweiten Weltkrieg verübt wurden." Schätzungsweise 100.000 Kinder im Osten Aleppos seien in akuter Gefahr, unter anderem durch fehlendes Trinkwasser.
Tarneden forderte, die Gewalt zu stoppen, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Am Samstag hatte Unicef nach eigenen Angaben Nahrungsmittel sowie Medikamente an 7.000 Menschen in der belagerten Stadt Moadamiyeh ausgeliefert. Erstmals seit Mitte Juli erreichte ein gemeinsamer Konvoi mehrerer UN-Organisationen die Stadt etwa elf Kilometer von Damaskus entfernt. Es sei die erste erfolgreiche Hilfslieferung nach dem Angriff auf einen UN-Konvoi am 19. September gewesen, bei dem zahlreiche Helfer getötet wurden.
Keine "Massenevakuierung"
Nach den Angaben von Erzbischof Boutros Marayati gab die syrische Regierung der Bevölkerung in den von Rebellen kontrollierten Stadtteilen Aleppos für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit, in sicherere, von der Regierung gehaltene Stadtteile zu wechseln. Dies sei aber keine "Massenevakuierung" gewesen. Für den Wechsel von einem Stadtteil zum anderen habe es zudem ein Ultimatum gegeben, so der Erzbischof. (gho/KNA)