Indische Christen weisen Kinderhandel-Vorwürfe zurück

Kirche: "Hexenjagd" auf Mutter-Teresa-Schwestern

Veröffentlicht am 11.07.2018 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Missionarinnen der Nächstenliebe werden auch Mutter-Teresa-Schwestern genannt.
Bild: © KNA
Indien

Bonn/Ranchi ‐ Haben die Missionarinnen der Nächstenliebe Kinder verkauft? Das ist der schlimme Vorwurf gegen die indischen Mutter-Teresa-Schwestern. Die Kirche sieht darin eine Kampagne der Hindunationalisten.

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Die Kirche im indischen Bundesstaat Jharkhand weist Vorwürfe gegen Schwestern der Missionarinnen der Nächstenliebe zurück. "Die Regierung greift unsere Einrichtungen an, um uns zu diffamieren", klagt der Weihbischof von Ranchi, Telesphore Bilung, gegenüber UCAnews. Der Orden sehe sich einer "Hexenjagd" seitens der hindunationalistischen Regierung ausgesetzt. Den Schwestern wird unter anderem vorgeworfen, Kinder an kinderlose Paare verkauft zu haben.

Jharkhand wird von der hindunationalistischen Indischen Volkspartei (BJP) regiert. "Wir wissen von Hausdurchsuchungen in verschiedenen Teilen des Bundesstaates. Mit diesen Einsätzen versucht die Regierung zu beweisen, dass Christen und ihre Einrichtungen an illegalen Aktivitäten beteiligt sind", so Bilung weiter.

Kampagne gegen Christen

Der Präsident der NGO "Indian Christian Voice", Abraham Mathai, nennt die Vorwürfe gegen die Mutter-Teresa-Schwestern "absurd, unvernünftig und unsinnig". Bereits seit 2015 habe der Orden überhaupt keine Adoptionen mehr vermittelt. Das Ziel der Regierung sei es, den Orden zu diskreditieren. Schon zuvor war den Missionarinnen der Nächstenliebe vorgeworfen worden, illegal Menschen zum Christentum bekehren zu wollen. "Es ist nicht überraschend, dass die böswilligen Hinterleute dieser Vorwürfe jetzt wieder auftauchen und versuchen, die Schwestern mit zweifelhaften Vorwürfen einzusperren", so Mathai.

In der vergangenen Woche waren die Leiterin des Ledigenheims "Nirmal Hriday" ("Zärtliches Herz"), Schwester Concilia, sowie eine Mitarbeiterin festgenommen worden. Außerdem wurde ein Kinderheim der Schwestern geräumt, 22 der dort lebenden Kinder wurden in Einrichtungen der Regierung untergebracht. Der Anwalt der Schwestern, Peter Martin, bezeichnet die Vorgänge als illegal und kündigte an, gerichtlich dagegen vorzugehen.

Der Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe wurde 1950 von Mutter Teresa in Kalkutta gegründet. Heute gehören etwa 5.000 Schwestern zu dem Orden, die neben den drei Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam auch ein viertes ablegen, "den Ärmsten der Armen aus ganzem Herzen und ohne Gegenleistung" zu dienen. Schwerpunkt des Ordens ist die Sorge für Kranke und Sterbende. (fxn)