Kirche stellt sich hinter Zeugen Jehovas
Die katholische Kirche in Russland hat das Verbot der Zeugen Jehovas scharf kritisiert. "Die katholische Kirche verteidigt Jedermanns Recht auf Gewissensfreiheit", sagte der Sekretär der russischen Bischofskonferenz, Igor Kovalevsky, am Montag dem "Catholic News Service". Er reagierte damit auf das gerichtliche Verbot der Glaubensgemeinschaft.
"Die Regierung schuldet uns eine Erklärung"
"Unsere Kirche erkennt die Zeugen Jehovas nicht als christlich an und steht auch nicht einem Dialog mit ihnen, aber wir müssen theologische Fragen von rechtlichen trennen", sagte Kovalevsky weiter. Er könne nicht verstehen, welche Aktivitäten der Gruppe ein Verbot rechtfertigen würden. Alle religiösen Gemeinschaften hätten ein Recht "zu existieren und sich in der Russischen Föderation zu entwickeln", erklärte Kovalevsky. "Das Gesetz mag hart sein, aber es ist immer noch das Gesetz. Ich denke, die Regierung schuldet uns allen eine präzise Erklärung, warum diese Gruppe beseitigt wird", so der Katholik.
Ende April hatte das Oberste Gericht in Russland "Jehovas Zeugen" als "extremistische Organisation" verboten. Die Glaubensgemeinschaft müsse demnach ihre Russland-Zentrale in St. Petersburg und fast 400 Ortsgemeinden auflösen. Anstoß nahm das Gericht unter anderem an der Zeitschrift "Der Wachturm". Weltweit kritisierten Menschenrechtler das Vorgehen der russischen Justiz. Auch das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor einer Verletzung des Rechts auf Religionsfreiheit.
Die Situation in Russland sei komplex und schwierig, sagte Kovalevsky weiter. "Es gibt große Bedenken unter Katholiken, dass auch wir, wenn auch nicht Verfolgung, dann zumindest neuerliche Diskriminierungen und Beschneidungen unserer Glaubensfreiheit erleben werden." Laut Kovalevsky gebe es derzeit zwar keine Anzeichen, dass es der katholischen Kirche genauso wie den Zeugen Jehovas ergehen könne. Dennoch müsse "die Regierung den Bürgern versichern, dass die Gewissensfreiheit aufrechterhalten wird". (kim)