Kirchen wollen Eltern in Notsituationen Mut machen
Katholische und evangelische Kirche haben sich zur Unterstützung werdender Eltern in Konfliktsituationen bekannt. Zur Eröffnung der "Woche für das Leben" in Trier betonten der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die unbedingte Schutzwürdigkeit des menschlichen Lebens. Beide forderten bei einem ökumenischen Gottesdienst einen verantwortungsvollen Umgang mit modernen Entwicklungen der Medizin, wie die DBK am Samstag in Bonn mitteilte.
Im Jahr 2018 widmen sich die Kirchen in der Aktionswoche unter dem Motto "Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!" den ethischen, medizinischen und sozialen Folgen der Pränataldiagnostik. "Ich kann die Sorgen der Eltern sehr gut verstehen", sagte Marx in seiner Predigt mit Blick auf das Hauptmotiv vieler Untersuchungen. Wenn die Gesundheit des Kindes infrage stehe, könnten Notlagen entstehen, "die wir alle sehen und ernst nehmen müssen".
Papst fordert entschiedenen Schutz des Lebens
Zugleich gebe es auf solche Fragen, die durch die Pränataldiagnostik aufgeworfen würden, keine einfachen Antworten, sagte Marx. Eltern und Ärzte könnten sich in solchen Situationen lediglich an ethische Leitlinien und Werte halten, die etwa aus dem christlichen Menschenbild erwachsen. Der Kardinal verwies auf Papst Franziskus, der von den Katholiken fordere, dass sie "klar, fest und leidenschaftlich" das ungeborene Leben verteidigten. Ausdrücklich dankte Marx jenen Eltern, die trotz einer schweren Konfliktsituation das Lebensrecht ihres Kindes schützten: "Sie und Ihre Kinder sind unersetzbar und wichtig für unsere Gesellschaft!"
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"Pränataldiagnostik ist zuallererst dem Leben verpflichtet", betonte Bedford-Strohm in seiner Ansprache. Dies gelte umso mehr für Christen, die das menschliche Leben als Geschenk Gottes verstünden. Gleichwohl dürfe "niemand von einem moralischen Hochpodest aus über die schwierigen Konfliktsituationen hinweggehen", in denen Eltern mit potenziell schwer kranken Kindern sich vor der Geburt befänden. Die Auseinandersetzung mit solchen ethischen Fragen der Pränataldiagnostik ist laut dem Landesbischof daher unerlässlich. Den vielfältigen Optionen auch in der medizinischen Entwicklung stehe immer die "unverfügbare Würde menschlichen Lebens" gegenüber.
Bis zum 21. April finden bundesweit Gottesdienste, Diskussionen und Kulturveranstaltungen zur "Woche für das Leben" statt. Die Aktionswoche wurde zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung von der DBK und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufen. Ziel war es, in der damaligen Debatte um die Lockerung des bundesdeutschen Abtreibungsrechts durch die teilweise Übernahme der DDR-Praxis die katholische Position zum Lebensschutz einzubringen. Seit 1994 beteiligt sich auch die EKD an der Aktionswoche. (kim)