Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorwurfs der Verletzung religiöser Gefühle

Kirchenfeindliches Theaterstück löst Ermittlungen aus

Veröffentlicht am 22.02.2017 um 16:47 Uhr – Lesedauer: 
Kirchenfeindliches Theaterstück löst Ermittlungen aus
Bild: © KNA
Polen

Warschau ‐ Skandal in Polen: Gegen ein Theaterstück in Warschau, in dem der heilige Papst Johannes Paul II. gedemütigt wird, wurden Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Verletzung religiöser Gefühle eingeleitet.

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Die Warschauer Staatsanwaltschaft hat von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen ein Theater in Polens Hauptstadt eingeleitet. Ermittelt werde wegen des Vorwurfs der Verletzung religiöser Gefühle und wegen eines angeblichen Mordaufrufs, teilte die Strafverfolgungsbehörde am Mittwoch mit. Die Anklagebehörde habe sich dazu auf Grundlage von Medienberichten und öffentlichen Beschwerden entschieden. Die katholische Kirche hatte scharf kritisiert, dass in der Inszenierung "Der Fluch" (Klatwa) das christliche Kreuz geschändet und der heilige Papst Johannes Paul II. (1978-2005) beleidigt werde. Das Stück habe "Merkmale der Gotteslästerung", so der Sprecher der Bischofskonferenz.

Das vom kroatischen Regisseur Oliver Frljic am Allgemeinen Theater (Teatr Powszechny) inszenierte Stück richtet sich gegen eine Dominanz der katholischen Kirche und Nationalismus in Polen. In einer Szene überlegt eine Schauspielerin, wie viel Geld gezahlt werden müsse, damit der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, ermordet werde. Während der zweiten Aufführung am Dienstagabend protestierten laut Warschauer Medienberichten Dutzende Rechtsradikale vor dem Theater. Die Bühne verweist in einer Stellungnahme auf die Kunstfreiheit, die von der Verfassung garantiert werde. Der staatliche polnische Rundfunk beendete jedoch aus Protest gegen die Inszenierung seine Medienpartnerschaft mit dem Theater.

Linktipp: Protest gegen kirchenfeindliches Theaterstück

Diese Inzenierung verärgert Katholiken und Konservative in Polen. Sogar der heilige Papst Johannes Paul II. persönlich wird gedemütigt. Die regierende Partei zieht nun bereits harte Konsequenzen.

Die Bischofskonferenz hatte keine Strafanzeige gestellt. Allerdings hatte am Dienstag der PiS-Abgeordnete Dominik Tarczynski eine Anzeige angekündigt. In dem Stück werde Oralsex mit einer Johannes-Paul-II.-Statue gezeigt, empörte er sich. Ein Schauspieler wische sich außerdem seinen Po mit der Flagge des Vatikan ab. "Diese Szenen haben nichts mit Kunst zu tun, sondern sind einfach ein Verbrechen", so der Politiker. Zudem verurteilte er die angebliche Anstiftung zum Mord am Chef der PiS-Partei.

Dass wegen solcher Vorwürfe eine Staatsanwaltschaft von Amts wegen gegen ein Theater ermittelt, ist in Polen ungewöhnlich. Die Verletzung religiöser Gefühle kann in Polen mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden, die öffentliche Anstiftung zu einem Verbrechen mit bis zu drei Jahren. Bischofskonferenz-Sprecher Pawel Rytel-Andrianik hatte zum Gebet für die "Beendigung der Gotteslästerung" aufgerufen. Das Böse solle mit Gutem überwunden werden. Für Polen sei es "besonders schmerzhaft", dass Johannes Paul II. herabgewürdigt werde. Er rügte, dass die Theaterinszenierung zum Hass gegen Menschen anstachele und die Flagge des Vatikan beleidige. (KNA)