Das Bistum Münster ist ein Sprungbrett für den "Bischofsnachwuchs"

Kirchliche Kaderschmiede

Veröffentlicht am 02.05.2016 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Bischöfe

Bonn ‐ Mit Heinrich Timmerevers wurde am Freitag erneut ein Weihbischof aus Münster zum Diözesanbischof ernannt. Münster bleibt damit eine der wichtigsten Kaderschmieden für den "Bischofsnachwuchs" in Deutschland. Die Gründe dafür sind vielfältig.

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Was "La Masia" für den Fußball ist, ist das Bistum Münster in gewisser Weise für die Kirche in Deutschland. Das Bistum, das mit fast zwei Millionen Katholiken zu den Schwergewichten unter den deutschen Diözesen gehört, ist eine der wichtigsten Kaderschmieden für den "Bischofsnachwuchs" in der Bundesrepublik. Zahlreiche Weihbischöfe haben in den vergangenen Jahren von hier aus den Karrieresprung zum Diözesanbischof geschafft.

Nachdem in den 1980er Jahren bereits Hermann Josef Spital und Ludwig Averkamp als münstersche Weihbischöfe auf die Bischofsstühle von Trier und Osnabrück berufen wurden, nahm das Personalkarussell nach der Jahrtausendwende richtig Fahrt auf. Den Anfang machte Werner Thissen, der 2003 als Erzbischof nach Hamburg berufen wurde. Vier Jahre später folgte ein gewisser Franz-Peter Tebartz-van Elst, dessen hoffnungsvoll gestartete Amtszeit als Oberhirte von Limburg allerdings im Jahr 2014 vom Skandal rund um die massiv gestiegenen Baukosten für das Limburger Bischofshaus beendet wurde.

Timmerevers setzt eindrucksvolle Reihe fort

2009 schließlich wechselte Franz-Josef Overbeck als Weihbischof von Münster an die Spitze des benachbarten Ruhrbistums Essen. Heinrich Timmerevers, der am Freitag als neuer Bischof von Dresden-Meißen vorgestellt wurde und bisher als Weihbischof und Bischöflicher Offizial dem Oldenburger Teil des Bistums Münster vorstand, setzt diese eindrucksvolle Reihe mit seinem Wechsel in die sächsische Landeshauptstadt nun fort.

Linktipp: Timmerevers wird Bischof von Dresden-Meißen

Der bisherige münstersche Weihbischof Heinrich Timmerevers wird neuer Bischof von Dresden-Meißen. Das gaben am Freitag der Vatikan und die beteiligten Bistümer zeitgleich bekannt.

Über die Gründe, warum gerade die Weihbischöfe aus Münster so oft zu Diözesanbischöfen berufen werden, kann nur spekuliert werden. Sicher ist aber: Allein die traditionell große Zahl von Weihbischöfen macht das Bistum Münster als Nachwuchsschmiede für Ortsbischöfe interessant. Neben Heinrich Timmerevers hat die Diözese derzeit noch vier weitere Weihbischöfe: Dieter Geerlings, Christoph Hegge, Wilfried Theising und Stefan Zekorn.

Hilfreich war im aktuellen Fall sicher auch, dass der münstersche Bischof Felix Genn seit 2013 Mitglied der vatikanischen Bischofskongregation ist, die federführend für die Bischofsernennungen in der katholischen Kirche zuständig ist. Als zwischen 1995 und 2013 Kardinal Joachim Meisner als Erzbischof von Köln in der Kongregation saß, wurden mit Norbert Trelle (Hildesheim), Friedhelm Hofmann (Würzburg), Rainer Maria Woelki (Berlin) und Heiner Koch (Dresden-Meißen) jedenfalls auffallend viele Kölner Weihbischöfe zu Diözesanbischöfen befördert.

Überhaupt Köln. Wenn neben Münster noch eine weitere Kaderschmiede für den deutschen "Bischofsnachwuchs" existiert, ist es wohl das rheinische Erzbistum. Aber auch Paderborn spielt in dieser Liga mit. Aus der westfälischen Erzdiözese sind in den vergangenen Jahren ebenfalls mehrere Weihbischöfe zu Diözesanbischöfen aufgestiegen. Allen voran Kardinal Reinhard Marx trat von Paderborn aus seinen Marsch durch die kirchlichen Institutionen an, auf dem er inzwischen in den Ämtern des Erzbischofs von München und Freising und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz angekommen ist.

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Video: © katholisch.de

Wie wird ein Bischof gewählt? Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger".

Weitere Mitglieder der "Paderborn-Fraktion" in der Bischofskonferenz sind derzeit Franz-Josef Bode (Osnabrück), Hans-Josef Becker (Paderborn), Heinz Josef Algermissen (Fulda) Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) sowie Manfred Grothe, der seit 2014 als Apostolischer Administrator kommissarisch das Bistum Limburg leitet. Sie alle waren ebenfalls einst Weihbischöfe in Paderborn.

Kein Trend bei den Bischofsernennungen absehbar

Ein bestimmter Trend lässt sich aus den Bischofsernennungen der vergangenen Jahre trotz der geografischen Dominanz von Münster, Köln und Paderborn dennoch nicht herauslesen. Wichtiger als die Herkunft eines Bischofs ist wohl ohnehin seine kirchenpolitische Verortung. Derzeit rechnen Beobachter die deutschen Bischöfe jeweils zu einem Drittel der "konservativen", der "liberalen" und der "gemäßigt liberalen" Strömung zu. Ob Franziskus durch seine Bischofsernennungen an diesem Kräfteverhältnis etwas ändern wird, ist noch nicht absehbar; eine klare kirchenpolitische Linie ist bislang nicht zu erkennen.

Klar ist mit Blick auf die nähere Zukunft nur dies: Der Kölner Gruppe in der Bischofskonferenz droht im kommenden Jahr ein deutlicher Mitgliederverlust. 2017 werden die beiden aus dem "Kölner Stall" stammenden Diözesanbischöfe Friedhelm Hofmann und Norbert Trelle 75 Jahre alt und erreichen damit das reguläre bischöfliche Rücktrittsalter. Allerdings: Es gibt in Köln ja auch noch ein paar Weihbischöfe…

Von Steffen Zimmermann