Kohlgraf: Keine große Bibliothek wie Lehmann
Der zukünftige Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat seinen Wohn- und Dienstsitz Journalisten vorgestellt. Damit wolle er auf das öffentliche Interesse reagieren, zu wissen, wie ein Bischof lebe und wie sein Alltag aussehe, erklärte der 50-Jährige am Donnerstag in Mainz. Die Wohnung in unmittelbarer Nähe des Mainzer Doms hat Kohlgraf bereits bezogen. Am 27. August wird er im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. Bisher war er als Theologieprofessor an der Katholischen Hochschule Mainz tätig.
Seine Entscheidung, das Bischofshaus vorzustellen, sei nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Skandale im Bistum Limburg unter dem damaligen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gefallen, so Kohlgraf. Es passe aber auch zu transparenten Bistumsfinanzen. "Ein Bischof muss nicht auf dem Sperrmüll wohnen, aber es ist ein Lebensstil, der auch dem entspricht, was gepredigt wird", sagte Kohlgraf den Journalisten. Einen Luxus, den er sich schon als Kaplan gegönnt habe, sei sein Flügel: "Den habe ich mir Monat für Monat abgespart und da bin ich bis heute auch ein bisschen stolz drauf." Seine Bibliothek, die klein sei im Vergleich zu der seines Vorgängers Kardinal Karl Lehmann, solle nach und nach erweitert werden: "Vieles von dem, was Kardinal Lehmann heute hat, ist auch Produkt einer 33-jährigen theologischen Arbeit."
Das Gebäude, das dem Mainzer Domkapitel gehört, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Es hat nach Angaben des Bistums Mainz eine Gesamtfläche von rund 380 Quadratmetern. Im Erdgeschoss und im ersten Stock liegen das Büro von Kohlgraf, Büros für seine Mitarbeiterinnen sowie Besprechungsräume. Im Dachgeschoss befinden sich eine Kapelle und zwei Gästezimmer. Kohlgrafs private Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock ist mit 100 Quadratmetern nur wenig größer als sein bisheriges 90-Quadratmeter-Domizil im rheinhessischen Partenheim. In den vergangenen Monaten wurde das Haus, dessen Dachstuhl im August 2015 ausgebrannt war, umfassend saniert. Die Gesamtkosten beliefen sich laut Domkapitel auf rund 700.000 Euro; etwa ein Viertel der Kosten habe aufgrund des Brandes die Versicherung übernommen.
Als Bischof will er Stellung beziehen
Auf seine zukünftige Aufgabe angesprochen, sagte Kohlgraf, er empfinde die Nachfolge Kardinal Lehmanns nicht als Belastung. "Er hat ja wirklich Großes geleistet und hinterlassen. Darauf aufzubauen, sehe ich als Chance." Einige Ideen für sein Bistum habe er bereits, die er mit den entsprechenden Gremien besprechen wolle. Die größte Herausforderung sei, die 750.000 Katholiken im Bistum Mainz davon zu überzeugen. "Die katholische Kirche ist da viel demokratischer, als man normalerweise meint. Auch der Bischof setzt sich nicht einfach hin und sagt: 'So machen wir's'", so Kohlgraf.
Auch bei gesellschaftlichen Themen wolle Kohlgraf als Bischof zukünftig Stellung beziehen. Dazu zählten Migration, christliche Identität oder Ethik. "Wir prägen nicht mehr die Gesellschaft. Und trotzdem finde ich, dass man als Kirche seine Stimme einbringen sollte." Ihm sei bewusst, dass nicht jeder Katholik die Meinung seines Bischofs teile, und das sei grundsätzlich in Ordnung. Auch in der Kirche müsse man über verschiedene Themen diskutieren und Wege finden. (jhe/KNA)