Bischöfe lehnen Laisierung von Verurteilten ab

Können Genozidhelfer Priester sein?

Veröffentlicht am 31.05.2016 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Ruanda

Nairobi ‐ An ihren gesalbten Händen klebt Blut: Am Genozid in Ruanda von 1994 waren auch katholische Priester beteiligt. Bis heute gibt es Streit zwischen Opfern und Bischöfen, was mit ihnen geschehen soll.

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Laut dem Bericht lehnen die katholische Bischöfe jedoch ab, solche Priester in den Laienstand zurückzuversetzen, selbst wenn sie von einem Gericht der Mitwirkung am Genozid überführt wurden. "Das sorgt für Verwirrung unter Gläubigen und den Ruandern allgemein", kritisierte der Vorsitzende der Kommission für nationale Einigkeit und Versöhnung (NURC), Fidele Ndayisaba. Die Ruander fragten sich, wie jemand, der Gott dienen und seine Gemeinde führen solle, solch grausame Verbrechen begehen und weiter Priester sein könne. Wo immer sich solche verurteilten Geistlichen aufhielten, spreche man sie weiter als Priester oder "Vater" an, etwa in den Gefängnissen, so Ndayisaba.

Über rund 100 Tage war das ostafrikanische Land 1994 Schauplatz eines der grausamsten Massenmorde der Geschichte. Bei der Ermordung von rund rund 800.000 Tutsis und moderaten Hutus spielten auch Kirchenvertreter eine umstrittene Rolle. Tausende Christen, die während des Blutbads Schutz in Kirchen oder auf Kirchengelände suchten, wurden damals von Priestern an ihre Verfolger ausgeliefert.

Opfer fordern Entschuldigung vom Vatikan

Mehrere Geistliche wurden seitdem zu lebenslanger Haft verurteilt. Opferverbände forderten eine offizielle Entschuldigung aus dem Vatikan. Knapp 50 Prozent der ruandischen Bevölkerung sind Katholiken, gefolgt von Protestanten (39 Prozent), anderen christlichen Konfessionen (4,5 Prozent) und Muslimen (1,8 Prozent). (KNA)

Linktipp: Verordnete Versöhnung

Zwei Jahrzehnte nach dem grauenhaften Massenmord hat die ruandische Regierung die Aufarbeitung des Schreckens zur Chefsache erklärt. Und aufarbeiten muss auch die Kirche ihre unrühmliche Rolle.