Kreuzweg im Zeichen der Flüchtlingskrise
Der Kreuzweg stand auch im Zeichen der Flüchtlingskrise. Die Weigerung, Flüchtlinge aufzunehmen, komme für die Betroffenen oft einem Todesurteil gleich, hieß es in einer Meditation über das Todesurteil für Jesus. "Sie klopfen an die Pforten unserer Länder, Kirchen und Häuser. Wir haben Angst vor ihrer Religion und vor ihrem Elend, es sind Fremde", so der von einem Jugendlichen vorgetragene Text weiter. Statt Gastfreundschaft fänden Flüchtlinge vor den Küsten Lampedusas und Griechenlands sowie in Aufnahmelagern den Tod. In den vergangenen Jahren seien so 30.000 Flüchtlinge ums Leben gekommen.
Unter den Teilnehmern des Kreuzwegs waren auch syrische Flüchtlinge, die der Papst besonders willkommen hieß. "Heute Abend umfasst Jesus - und wir mit ihm - mit besonderer Liebe unsere syrischen Brüder und Schwestern, die vor dem Krieg geflohen sind", sagte Franziskus. "Wir grüßen sie und nehmen sie mit geschwisterlicher Liebe und mit Sympathie auf."
Keine menschliche Antwort
In seiner Rede sprach der Papst, der am Vormittag das Vernichtungslager Auschwitz besucht hatte, über das Böse in der Welt. "Wo ist Gott, wenn in der Welt das Böse existiert, wenn es Hungrige, Durstige, Obdachlose, Heimatvertriebene und Flüchtlinge gibt? Wo ist Gott, wenn unschuldige Menschen aufgrund von Gewalt, Terrorismus und Kriegen sterben?"
Auf diese Frage gebe es keine menschliche Antwort, so Franziskus weiter. "Wir können nur auf Jesus schauen und ihn fragen. Und die Antwort Jesu lautet: 'Gott ist in ihnen'; Jesus ist in ihnen, leidet in ihnen." Die einzig mögliche Antwort für einen Christen sei deshalb die Selbsthingabe, betonte der Papst. Die Welt brauche heute junge Menschen, die bereit seien, ihr Leben für den "gegenleistungsfreien Dienst an den ärmsten und schwächsten Mitmenschen zu verwenden". Sie müssten "Vorkämpfer im Dienen" werden. Für Christen stehe ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, wenn es um die Aufnahme von Ausgegrenzten oder Sündern gehe.
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Spontane Ansprache vor Jugendlichen
Franziskus wandte sich auch nach Ende des offiziellen Programms von einem Fenster der Erzbischöflichen Residenz aus spontan an die Jugendlichen: "Die Grausamkeit ist mit Auschwitz nicht zu Ende". Wörtlich fuhr er fort: "Wir sagen: Ja, hier haben wir die Grausamkeit vor 70 Jahren gesehen. Wie sie durch Schüsse, Schläge oder durch Gas gestorben sind. Aber heute gibt es viele Orte in der Welt, wo Krieg herrscht und dasselbe passiert." Auch heute würden Menschen gefoltert, vor allem Häftlinge. Diese seien zudem oft in überfüllten Gefängnissen untergebracht. (KNA/fxn)