Kummer in Freude verwandeln
Mit einem Gottesdienst im Fuldaer Dom wird die bundesweit stattfindende Hilfsaktion eröffnet. Der Monat der Weltmission wird jedes Jahr zeitgleich in rund 100 Ländern begangen und gilt als größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche. Federführend ist dabei das Missionswerk Missio. Über die zentralen Inhalte des Projekts informierten das Hilfswerk sowie der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, nun auf einer Pressekonferenz.
Die diesjährige Kampagne steht unter dem Motto "Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln" aus dem Johannes-Evangelium (Joh 16,20). Die katholische Kirche in Pakistan gehe den Weg des interreligiösen Dialogs, sagte Missio-Präsident Krämer. Ein "brisantes Problem" seien jedoch die dort geltenden Blasphemiegesetze. So kann eine Verunglimpfung des Propheten Mohammeds bereits zur Todesstrafe führen, erläuterte Krämer. Zudem würden die Gesetze im Alltag dazu missbraucht, um im Zuge von Nachbarschaftsfehden, politischen Querelen oder ökonomischen Streitigkeiten missliebige Personen und religiöse Minderheiten auszuschalten.
Religionsfreiheit für alle Menschen
Eine Frau, die derzeit unter den Blasphemieparagraphen zu leiden hat, ist die Pakistanerin und Christin Asia Bibi. Seit fünf Jahren sitz sie im Gefängnis ein. Der Grund: Sie soll bei einem Streit mit ihren Kolleginnen den Propheten Mohammed beleidigt haben. 2010 wurde sie dafür zum Tode verurteilt, ein Berufungsverfahren ist im Mai verschoben worden. Mit der Aktion "Mauern einreißen. Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht" will Missio deswegen im Rahmen des Weltmissionsmonats auf ihr Schicksal, das auch stellvertretend für andere stehe, aufmerksam machen. Ein Anliegen, das der Fuldaer Bischof Algermissen unterstützt: "Mission ohne gleichzeitige Entwicklung hin zu einem Frieden in Gerechtigkeit ist ein Unding", sagte er auf der Pressekonferenz. Notwendige Bedingung für eine solche Entwicklung sei aber Religionsfreiheit für alle Menschen.
Doch es sind nicht nur die Gesetze, die Christen und anderen religiösen Minderheiten in Pakistan das Leben schwer machen. Laut Missio leiden die Christen in Pakistan unter sozialer Ungerechtigkeit, religiöser Diskriminierung, fehlenden Bildungsmöglichkeiten, Korruption und Angst vor Terroranschlägen. Rund 96 Prozent der rund 179 Millionen Einwohner Pakistans seien Muslime, mit 2,8 Millionen Einwohnern stellten die Christen die größte nicht-muslimische Minderheit, so die Auskunft des Hilfswerks.
Lebendige Kirche in Pakistan
Trotz aller Unterdrückung sei die katholische Kirche Pakistans aber eine lebendige Kirche, betont Krämer in seinem Leitwort zum Monat der Weltmission. Die Mitarbeiter vor Ort hörten immer wieder von ihren Gesprächspartnern: "Wir sind stolz, Christen in Pakistan zu sein." Es gebe einen ungebrochenen Willen, aus ihrer Heimat ein besseres Land für alle Bürger zu machen. Dennoch wünschten sie sich aber die Freiheit, ihren Glauben auch in der Öffentlichkeit leben zu können, erläutert Krämer.
Den Eröffnungsgottesdienst am Sonntag wird Bischof Algermissen gemeinsam mit Krämer zelebrieren. Zu Gast werden auch Vertreter aus Pakistan sein, darunter Erzbischof Sebastian Francis Shaw. Anschließend finden bis zum "Sonntag der Weltmission" am letzten Oktobersonntag – dem offiziellen Ende der Kampagne – in vielen Bistümern Aktionen zum Thema statt. Auf der Homepage von Missio können Gemeinden ihren Gottesdienst für Pakistan eintragen und so deutlich machen, dass in ganz Deutschland eine Gebetskette entsteht.
Außerdem kann man eine persönliche Botschaft an den Vorsitzenden der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Coutts, senden. In den Gottesdiensten am Weltmissionssonntag wird in Deutschland zusätzlich für die Arbeit von Missio gesammelt. Im vergangenen Jahr unterstützte das Hilfswerk mit rund 50 Millionen Euro knapp 1.000 Maßnahmen in 74 Ländern Afrika, Asien und Ozeanien. (mit Material von KNA)
Von Sophia Michalzik