Differenzierte Betrachtung der Nahrungsmittelproduktion nötig

Landwirtschaftsminister kritisiert Erzbischof Koch

Veröffentlicht am 01.02.2017 um 12:22 Uhr – Lesedauer: 
Landwirtschaft

Berlin ‐ Erzbischof Heiner Koch erntete von Landwirten keine Zustimmung, als er im Januar die industrielle Fleischproduktion kritisierte. Nun schaltet sich auch Agrarminister Christian Schmidt in die Debatte ein.

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Auch Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hat die jüngsten Äußerungen des Berliner Erzbischofs Heiner Koch zur Landwirtschaft kritisiert. "Bei allem Respekt vor der kirchlichen Stimme: Die Nahrungsmittelproduktion hat eine differenzierte Betrachtung und Diskussion verdient", sagte Schmidt in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag).

"Deshalb bin ich über manche Schlussfolgerung sehr verwundert. Ich erwarte Fürsorge für unsere Tiere, aber auch für unsere Landwirte", erklärte der CSU-Politiker. Für die Rolle der Landwirtschaft "in der Mitte der Gesellschaft" trügen auch die Kirchen Verantwortung, betonte Schmidt. Im Zusammenhang mit der Agrar- und Verbrauchermesse "Grüne Woche" Ende Januar in Berlin hatte Koch bestimmte Formen der modernen Tierhaltung scharf kritisiert. "Wir können die Augen nicht verschließen vor katastrophalen Zuständen in den großen Tierfabriken", sagte er im rbb-Radio.

Heiner Koch im Porträt
Bild: ©dpa/Arno Burgi

Heiner Koch ist Erzbischof von Berlin.

Schweinemäster "behandeln die Kreatur wie ein technisches Fließbandprodukt und schlachten die Tiere unter unsäglichen Bedingungen", so der Erzbischof. Er wandte sich zudem gegen "Rinderzüchter, die ihren Tieren brutal Gewalt antun, indem sie sie auf Tausende Kilometer lange Transporte durch halb Europa schicken".

Erzbischof betroffen über Empörung

Mit seinen Äußerungen war Koch teilweise auf scharfen Widerspruch gestoßen. Nach Angaben des Erzbistums Berlin hatten vor allem Landwirte in den sozialen Netzwerken protestiert. In einer Erklärung äußerte sich Koch danach betroffen über "Unverständnis, Ärger und Empörung" in den Reaktionen. "Dass Sie sich durch meine Worte beleidigt oder verunglimpft fühlen, bedauere ich sehr, denn es war keinesfalls meine Absicht."

Und weiter: "Es ist mir bewusst, dass die allermeisten Landwirte mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein vor Gottes Schöpfung und damit auch vor den Tieren ihre Arbeit tun." Er habe darauf hinweisen wollen, "dass ein verantwortliches Management bei der Tierhaltung gerade in Achtung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung genauso notwendig ist wie ein verantwortliches Verhalten bei den Verbrauchern", so Koch. (KNA)

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