"Lieber Gott, mein Name ist Wöller!"
Frage: Herr Wepper, Sie spielen seit über zehn Jahren den schrulligen Bürgermeister Wöller. Warum?
Wepper: Weil es mir Freude macht. Er ist ein sehr facettenreicher Zeitgenosse als Lokalpolitiker und Mensch. Beispiele dafür gibt es viele auf Bundesebene bis in den Dorf-Gemeinderat hinein. Darüber liegt in der Serie zudem die ständige Auseinandersetzung zwischen himmlischer und weltlicher Macht. Klar, dass die himmlische Macht obsiegt.
Frage: Sehen Sie das so?
Wepper: Das ist eine Frage des Glaubens. Wir haben vor kurzem meine Fahrerin Yvonne zu Grabe getragen, die nur 40 Jahre alt wurde - ein schmerzlicher Verlust. Da fragt man sich, gibt es den Lieben Gott wirklich, wie kann der das zulassen? Aber es hilft einem, wenn man als getaufter Mensch das Vaterunser nicht nur betet, sondern auch gedanklich nachvollzieht. Man nimmt dann auch so tragische Situationen an wie bei meiner Fahrerin Yvonne.
Frage: Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Wepper: Ja, ich bin evangelisch getauft und habe darüber hinaus auch eine buddhistische Erfahrung durch einen japanischen Zen-Meister. Allerdings versteht sich der Buddhismus nur als eine Lebensbetrachtung. Ich versuche einfach, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind: Hier und Jetzt.
Frage: Ihre Rollenfigur Bürgermeister Wöller ist dagegen eher ein schwarzes Schaf...
Wepper: Wöller ist eigentlich eine arme Sau: Er ist auf eine Heiratsschwindlerin reingefallen, hat eine seltsame Beziehung zu seiner Exfrau, die er alle fünfzig Folge mal wiedersehen darf. Was seine Kinder machen, weiß nur Wöller. Und jetzt ist er auf Internetbetrüger reingefallen, was ihn geradewegs nach Afrika führt.
Frage: ...wo er auf sein Alter Ego trifft...
Wepper: Ein genialer Winkelzug unseres Autors Michael Baier! Dass Wöllers "schwarzer Bruder" in Nigeria fast noch schlimmer ist als er selbst, gibt dem Ganzen eine schöne ironische Note. Und dass der Wöller mit Schlitzohrigkeit eine gute Tat bewirkt, ist eine besondere Finesse dieser Rolle. Das zu spielen, hat sehr viel Spaß gemacht.
Frage: Aber es transportiert ein gängiges Klischee über afrikanische Stammesfürsten. Darf man das?
Wepper: Ich würde das nicht überbewerten. Wir machen keine Doku! Es ist ein Stück Komödie, die hin und wieder in "Um Himmels Willen" stattfindet. In Europa gibt es auch Kriminelle, das ist ja nichts Neues. Und ich glaube, es ist dramaturgisch legitim, diese Geschichte so anzulegen, damit die Figuren überhaupt nach Afrika kommen.
Frage: Wie erklären Sie sich den anhaltenden Erfolg von «Um Himmels willen»?
Wepper: Es sind vertraute Figuren, die den Zuschauern liebgeworden sind - auch, weil sie unverwechselbare Typen sind. Ich persönlich finde es rührend, wenn Wöller selbst mal zum Lieben Gott spricht. Einmal hat er gebetet, 'Lieber Gott, mein Name ist Wöller, Wolfgang Wöller, ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst'. So ein Geständnis muss man ganz ernst vermitteln. Auch in Wöller steckt das drin - selbst wenn der eine befleckte Seele ist.
Frage: Sind Sie auch eine befleckte Seele?
Wepper: Ja, wer ist nicht eine befleckte Seele? Vielleicht Mutter Teresa oder Albert Schweitzer. Wir Menschen sollten zwar gottesähnlich sein, aber das schaffen wir nicht ganz. Aber, wie gesagt, im Glauben besteht die Hoffnung.
Frage: Wie feiern Sie Weihnachten?
Wepper: Sehr traditionsbewusst in der Familie, wie unsere Mutter das meinem Bruder und mir weitergegeben hat. Heiligabend und den 1. Weihnachtstag verbringe ich mit meiner Frau und unserer Tochter Sophie. Mit meiner kleinen Tochter und Susanne Kellermann feiere ich am Zweiten Weihnachtstag. Darauf freue ich mich auch, denn ich möchte diese entzückenden Äuglein strahlen sehen, die schon ohne Weihnachtsbaum so leuchten können.
Frage: Zwei Feiern mit zwei Frauen - funktioniert das?
Wepper: Das funktioniert besser, als man vielleicht denkt, denn es geht in diesem Fall um eine wunderbare kleine Tochter. Das glättet sich. Meine Frau sagt, die Kleine ist ja so entzückend, was für sie auch nicht einfach ist, wie Sie sich vorstellen können. Also: Es nimmt langsam menschliche Formen an.
Das Interview führte Sabine Kleyboldt