Vor dem Kinostart in Deutschland: Vatikanzeitung würdigt 007

"Lizenz zum Weinen"

Veröffentlicht am 02.11.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kino

Vatikanstadt ‐ An ihm kommt in diesen Tagen selbst die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" nicht vorbei: Bond, James Bond. Gleich eine ganze Seite hat das Blatt dem Geheimagenten gewidmet, dessen neuestes Abenteuer "Skyfall" am Donnerstag auch in den deutschen Kinos angelaufen ist.

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Unter der Überschrift "007 - Lizenz zum Weinen" lobt die Redaktion den Streifen als eine der gelungensten Produktionen der Reihe. Der Film zeige einen "realeren" und "menschlicheren" James Bond, der "sogar fähig ist, Rührung zu empfinden und zu weinen". Zugleich seien alle "klassischen Zutaten" einer Bond-Episode enthalten.

Martini, Champagner und Whisky

Tradition verpflichtet eben. Auch wenn beispielsweise der legendäre Wodka-Martini-Cocktail "geschüttelt, nicht gerührt" seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Ohnehin war auch früher schon, wie sich Roger Moore, einer der bislang sechs Bond-Darsteller in seinem Buch "Bond über Bond" erinnert, ein anderes Getränk mindestens ebenso angesagt: Champagner. Darüber hinaus gelangten beispielsweise auch Whisky oder Reiswein ins Glas von 007.

In "Diamantenfieber" (1971) gibt sich der Agent alias Sean Connery als Sherry-Connaisseur: "Ein 51er", lobt er das Getränk und erwidert auf den Einwurf, dass es bei Sherry keine Jahrgänge gebe: "Ich wollte nur den Jahrgang der Weine in Erinnerung bringen, aus denen dieser Sherry gebrannt wurde: 1851, unverkennbar."

Klöster als Drehorte

Von Hochgeistigem zu Geistlichem. Fast immer geht es um die Rettung der Welt und auffallend oft um Jenseitiges. Das spiegelt sich auch in der Liste der Drehorte wider. Vertreten sind neben den Pyramiden der Alten Pharaonen in Ägypten bei "Der Spion, der mich liebte" (1977) und dem indischen Mausoleum Taj Mahal in "Octopussy" (1983) das Prager Prämonstratenserkloster Strahov für "Casino Royale" (2006) und das griechische Meteora-Kloster Agia Triada bei "In tödlicher Mission" (1981).

Letzteres hat offenbar besonders bleibende Eindrücke bei Roger Moore hinterlassen. Man habe den Mönchen wohl verschwiegen, um welche Art von Film es sich handelte, schreibt er. "Als ihnen klar wurde, dass ein skrupelloser Schürzenjäger und Spieler bei ihnen ein- und ausgehen würde, hängten sie aus Protest Wäsche, Kutten und große Kunststoffplanen auf den Dächern auf. Und das war nun nicht ganz die malerische Kulisse, die unserem Kameramann vorgeschwebt hatte." Erst gegen eine Spende für ihr Kloster ließen sich die aufgebrachten Gottesmänner wieder besänftigen; die Dreharbeiten konnten weitergehen.

Der Agent und die Theologie

Hätten die Mönche doch Matthias Sellmann gekannt. Der katholische Theologieprofessor aus Bochum sieht sehr wohl theologische Zugänge zu den Filmen. James Bond sei eine "typische Heldenfigur", die das Gute im Kampf gegen das Böse verkörpere und dabei eine Art Martyrium erlebe. "Bond muss rennen, kämpfen, leiden, bevor er siegt." Immer wieder sei der Körper des Helden gefordert - nicht zuletzt auch durch die unvermeidlichen Bond-Girls, die in diesem Zusammenhang für die nötige Ironie sorgten. Dieses Element trete in den jüngsten Verfilmungen mit Daniel Craig zugunsten "echter Tragik" in den Hintergrund. Dort finde Bond erst nach einem ernsthaften Opfer, etwa dem Tod seiner Freundin Vesper Lynd in "Casino Royale", endgültige Erlösung.

Ob das auch für die neueste Episode "Skyfall" gilt? Die Besprechung im "Osservatore" legt solche Schlüsse nahe. Immerhin: Außer schnellen Autos und Gadgets, technischen Spielereien, mit denen der Agent seine Gegner kaltstellt, gibt es auch diesmal wieder Dialoge für die Ewigkeit. "Jeder braucht ein Hobby", schleudert Bond seinem Gegenspieler mit Todesverachtung ins Gesicht. "Und was ist ihres?" Antwort: "Auferstehung".

Sicher ein schönes Statement für alle 007-Fans. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Agent in diesem Jahr sein 50. Leinwandjubiläum feiert. Und laut den Angaben aus der "frei erfundenen Biografie" seines britischen Landsmanns John Pearson rein rechnerisch das biblische Alter von über 90 Jahren bereits hinter sich gelassen hat.

Von Joachim Heinz