"Manche können nicht mal einen Bleistift halten"
Von den syrischen Flüchtlingskindern könnten nur rund die Hälfte die Schule besuchen, schildert Caritas-Mitarbeiter Samar Bandak. Es fehle schlicht an Platz. "Die jordanische Regierung tut, was sie kann", räumt Bandak ein; doch das reiche einfach nicht. In den jordanischen Schulen ist schon lange ein Schichtbetrieb eingeführt: Am Vormittag werden die jordanischen Kinder unterrichtet, am Nachmittag die syrischen. Zumindest einige.
Laut dem jordanischen Innenministerium besuchen aktuell von 230.000 schulfähigen syrischen Kindern nur rund 140.000 eine öffentliche Schule. Die Quote der Schulabbrecher liegt bei 25 Prozent - aus mehreren Gründen. Die Kinder hätten durch Krieg und Flucht zu viel Lehrstoff versäumt und kämen mit den gleichaltrigen Jordaniern nicht mehr mit, erläutert Bandak. Teilweise würden sie in den jordanischen Schulen auch gemobbt und diskriminiert. Und vor allem seien viele von ihren Erlebnissen schwer traumatisiert.
"Manche Kinder bekommen Angstzustände, wenn sie nur die laute Schulglocke hören. Andere wiederum sitzen völlig lethargisch da und können nicht mal einen Bleistift halten", erzählt Englisch-Lehrerin Manal Majed Hejazeen. Sie unterrichtet in der sogenannten Sommerschule der Caritas in der jordanischen Stadt Zarqa. Dort können die Flüchtlingskinder in den Ferien versäumten Unterrichtsstoff nachholen, damit sie wieder fit werden für den regulären Schulbetrieb ab Ende August. Für viele andere Kinder wiederum ist die Sommerschule überhaupt die einzige Chance, Unterricht zu bekommen. Sie würden von der Caritas auch psychologisch betreut, um ihre Erlebnisse aufzuarbeiten und um mit den Mobbing in der Schule umgehen zu können, so Hejazeen.
Flüchtlingskinder müssen arbeiten
Vielleicht das größte Probleme, weshalb syrische Flüchtlingskinder so oft keine Schule besuchen: Die Hälfte aller Flüchtlingsfamilien in Jordanien gibt an, dass zumindest ein Kind arbeiten muss, um zur Ernährung der Familie beizutragen. Flüchtlingen ist es in Jordanien offiziell verboten zu arbeiten. Kinder werden aber weniger oft erwischt als Erwachsene. Diese Problematik wird sich künftig noch verstärken, seit das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen WFP seit Monatsbeginn aus Geldmangel eine Reihe von Hilfszahlungen einstellen musste.
UNHCR-Mitarbeiterin Aoife McDonell erläutert die Konsequenzen: "Die Familien essen weniger. Die Kinder verlassen die Schule und müssen irgendwo Arbeit finden. Und Mädchen werden schon mit 14 Jahren verheiratet, damit sich dann ein anderer um sie kümmert."