Marx: Gelebtes Christentum statt Leitkultur
Kardinal Reinhard Marx gibt einer christlich geprägten Gesellschaft den Vorzug vor einer staatlich verordneten Leitkultur. "Die Solidarität des Gebets und die Solidarität der Tat sind die Leitprinzipien unserer Kultur, das kann man nicht per Gesetz erlassen, das muss man leben", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Wochenende in München. Die in Bayern allein regierende CSU will Zuwanderer per Verfassungsänderung auf eine "deutsche Leitkultur" verpflichten.
Zur christlichen Prägung gehörten die Ausrichtung an schwachen und in Not geratenen Menschen sowie das Zusammenwirken von Staat und freien Bürgern, so Marx weiter. "Der Staat soll gesellschaftlichen Kräften Raum geben und diese unterstützen, er braucht die freiwillige Hilfe der Bürger", sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Festgottesdienst zum 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr in der Landeshauptstadt. Das ehrenamtliche Engagement und das "faszinierende Miteinander" von Haupt- und Ehrenamtlichen seien ein großartiges Kennzeichen der christlichen Tradition.
Bischof Hofmann: Deutschland ist Missionsland
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann rief die Gläubigen am Wochenende ebenfalls zu einem glaubwürdigen christlichen Leben ab. Christen seien aufgefordert, aus dem Glauben heraus gesellschaftliche Standpunkte zu gewinnen. Dies sei insbesondere in den nächsten Jahren gefragt, da Deutschland Missionsland sei, erklärte der Bischof am Freitag in Würzburg. Er verwies darauf, dass rund 90 Prozent der Kirchenmitglieder nicht regelmäßig den Gottesdienst besuchten. Diese Menschen dürften nicht aus dem Blick verloren werden.
Um die Menschen zu erreichen, brauche es neue Wege in der Verkündigung des christlichen Glaubens, mahnte Hofmann an. Die Katholiken seien aufgerufen, "kreative Methoden" zu suchen, um den Menschen die ursprüngliche Frische des Evangeliums zu erschließen und Jesus aus langweiligen Schablonen zu befreien, erklärte er am Wochenende in Würzburg unter Berufung auf Äußerungen von Papst Franziskus.
So müsse die Kirche ein Zeichen der Hoffnung sein, um eine "Revolution der zärtlichen Liebe" zu erreichen, von der Franziskus spreche, sagte Hofmann. Er bezog sich auf das 2013 veröffentlichte päpstliche Schreiben "Evangelii gaudium". Auch Jugendliche sowie die Ökumene müssten eine größere Rolle spielen, verlangte der Bischof. Die Spaltung der Christen verhindere ein glaubwürdiges Zeugnis. Hofmann äußerte sich bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats, des obersten Laiengremiums im Bistum Würzburg. (kim/KNA)