Kardinal Marx über Mitbestimmungsrechte von Arbeitnehmern

Marx: Kapitalinteressen bedrohen Würde der Arbeiter

Veröffentlicht am 08.03.2016 um 10:38 Uhr – Lesedauer: 
Marx: Kapitalinteressen bedrohen Würde der Arbeiter
Bild: © KNA
Arbeit

Berlin ‐ Im Mittelpunkt des Interesses von Unternehmen muss der Mensch stehen, nicht das Kapital, sagt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Zugleich fordert er die Gewerkschaften zum Kampf für mehr Mitbestimmungsrechte auf.

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Dabei bezeichnete Marx die Mitbestimmung als Kernelement der sozialen Marktwirtschaft. Der Kapitalismus in seiner Reinform sei mit der katholischen Soziallehre nicht vereinbar, so der Kardinal. Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen, nicht die Kapitalinteressen. So müsse auch die Arbeit als Ausdruck der Person des Menschen verstanden werden. Der Kardinal warnte, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise auf globaler Ebene noch nicht vorüber sei. Kirche wie Gewerkschaften müssten weltweit darauf achten, dass eine rein an Kapitalinteressen orientierte Wirtschaft nicht die Würde des arbeitenden Menschen bedrohe.

Marx: Sonntagsschutz gehört zur europäischen Kultur

Als Herausforderungen einer weiterer Humanisierung der Arbeitswelt nannte er deren stärkere Ausrichtung an den Bedürfnissen des Einzelnen. Dabei verwies er besonders auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Marx bekräftigte zugleich die Forderung nach einem Erhalt des Sonntagsschutzes. Dies sei über die religiöse Dimension hinaus eine zivilisatorische Errungenschaft, die zu den Grundwerten der europäischen Kultur gehöre. Kirche und Gewerkschaft stünden bei der Verteidigung der Würde der Arbeit Seite an Seite, betonte der Erzbischof. Er bedauerte, dass die intensiven Kontakte zwischen Kirche und Gewerkschaften nicht auf allen Ebenen gegeben seien. Der Kampf für die Rechte der Arbeitnehmer ergebe sich auch aus dem Evangelium.

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Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, hob den Wert der Mitbestimmung als sozialethische Wertentscheidung hervor. Unternehmen seien soziale Gebilde, die so gestaltet sein müssten, dass sie die Würde des Menschen nicht verletzten. Durch die Mitbestimmung solle ein Ausgleich zwischen Selbst- und Fremdbestimmung geschaffen werden. Die Gewerkschaften verbinde mit der Kirche die gemeinsame Sorge um eine die Menschenwürdige Gestaltung der Arbeit. Dies sei auch das Kernthema der katholischen Soziallehre. Hoffmann würdige die Verdienste des Nestors der katholischen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning (1890-1991), um die Entwicklung der Mitbestimmung. Es sei das wesentliche demokratische Gestaltungsprinzip in der sozialen Marktwirtschaft.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Arbeitsministerium, Yasmin Fahimi (SPD), sah den Wert der Mitbestimmung für die Gewerkschaften auch darin, dass sie eine Kultur der Sozialpartnerschaft etabliert habe. Die Mitbestimmung habe zur Humanisierung der Arbeitswelt beigetragen und sich gerade auch in der Finanzkrise bewährt. (KNA)