Ökumenischen Gebetswoche in München gestartet

Marx ruft Christen zu Einmischung in Wahlkampf auf

Veröffentlicht am 19.01.2017 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Bild: © KNA
Gebetswoche

München/Vatikanstadt ‐ Die Gebetswoche zur Einheit der Christen ist eröffnet. Kardinal Reinhard Marx nahm das zum Anlass, einen Appell an die Christen aller Konfessionen zu richten. Der war kirchlich und politisch.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat die Christen zur Einmischung in den Bundestagswahlkampf aufgerufen. "Wenn wir miteinander reden und streiten, muss immer wieder deutlich werden, dass wir den anderen als Bruder und als Schwester anerkennen", sagte Marx am Mittwochabend in München.

Marx: Nicht mit dem Erreichten begnügen

Christen aller Konfessionen hätten 2017 die Aufgabe, "das Evangelium in dieser Zeitstunde neu zu sagen", in der "von Radikalen ein neues Gegeneinander der Religionen provoziert wird". Diesen Auftrag gelte es wahrzunehmen, auch wenn die Kirche manchmal selbst ein "ruinöses Erscheinungsbild" abgebe.

Marx äußerte sich zum Auftakt der Gebetswoche für die Einheit der Christen bei einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche Sankt Matthäus in München. Bei ihren ökumenischen Gesprächen sollten die Christen "sich nicht zu früh mit dem begnügen, was schon erreicht ist", mahnte der Erzbischof von München und Freising. Sie müssten am Ziel der vollen, sichtbaren Einheit der Kirche in Vielfalt festhalten. Es sei eine "Entdeckung des Christentums", dass die Kirche kein Gedankengebäude, sondern eine sichtbare Gemeinschaft konkreter Menschen aus allen Völkern und Kulturen sei.

Bild: ©KNA

Kardinal Kurt Koch ist Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte, er könne sich das Kirchesein in seiner eigenen Konfession ohne ökumenische Begegnungen gar nicht mehr vorstellen. Was sich in der Geschichte zwischen die Christen gestellt habe, solle sie nicht weiterhin trennen. Heute könnten Protestanten viele "Schätze der Reformation" wie das Studium der Bibel oder den Gottesdienst in der eigenen Sprache mit anderen Kirchen teilen "und wir empfangen heute Schätze von den anderen".

Der vatikanische Ökumeneverantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, hat die Gebetswoche unterdessen als Motor der Ökumene bezeichnet. Die ganze ökumenische Bewegung habe mit der Einführung der Gebetswoche begonnen, sagte der Schweizer Kardinal Radio Vatikan. "Ich denke, das ökumenische Schiff wäre nie wirklich ausgelaufen, wenn es nicht von dieser Gebetsströmung getragen worden wäre", so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Koch: Das Ziel ist die Einheit

Koch erinnerte auch an einige besondere ökumenische Ereignisse des Vorjahres, etwa das historische Treffen von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba, die Papstreise zum Reformationsgedenken nach Lund sowie das Panorthodoxe Konzil auf Kreta. "All die ökumenischen Initiativen haben nicht einen Punkt, sondern einen Doppelpunkt gesetzt und warten auf die Fortsetzung auf das Ziel der Einheit hin", so Koch.

Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar steht in diesem Jahr im Zeichen des Reformationsgedenkens. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) organisiert. Das diesjährige Motto lautet "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns". (bod/KNA)