Emeritierter Erzbischof soll Missbrauch vertuscht haben

Medien: Kardinal Errazuriz nicht beim Treffen mit Papst

Veröffentlicht am 11.05.2018 um 15:35 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Santiago de Chile ‐ Kardinal Francisco Errazuriz wird von Missbrauchsopfern beschuldigt, einen Priester gedeckt zu haben. Zu einem Treffen der chilenischen Bischöfe mit dem Papst reist er dennoch nicht - trotz Einladung.

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Kardinal Francisco Javier Errazuriz (84) wird offenbar nicht an dem geplanten Treffen im Vatikan zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise in Chile teilnehmen. Der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile werde "aus persönlichen Gründen" nicht nach Rom reisen, berichteten lateinamerikanische Medien am Donnerstag (Ortszeit).

Papst Franziskus hatte die chilenischen Bischöfe - auch die im Ruhestand befindlichen - für Beratungen über den Umgang mit sexuellem Missbrauch in den Vatikan einbestellt. Das Treffen wird für den 14. bis 17. Mai erwartet.

Kardinal Errazuriz wird der Vertuschung beschuldigt

Die Tageszeitung "La Tercera" schrieb, Errazuriz verzichte auf die Reise, weil er sich bereits vor rund zwei Wochen am Rande einer Sitzung des K9-Kardinalsrates mit dem Papst getroffen habe. Während dieses Besuches habe er Franziskus einen neuen 14-seitigen Bericht über den Fall Fernando Karadima übergeben. Der inzwischen 87-jährige Karadima, jahrzehntelang einer der prominentesten Geistlichen Chiles, wurde 2011 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Errazuriz wird von Missbrauchsopfern beschuldigt, Karadima vor Strafverfolgung geschützt zu haben.

Juan Carlos Cruz, eines der Opfer von Karadima, begrüßte das Fernbleiben des Kardinals bei den geplanten Beratungen im Vatikan: "Ich freue mich, dass er nicht hingeht", sagte er laut chilenischen Medienberichten. Errazuriz habe zwar kommen wollen, um die Gespräche zu manipulieren, so Cruz. "Aber am Ende hat er wohl eingesehen, dass er nicht mehr viel manipulieren kann." (KNA)