Kölner Kardinal wusste nicht um Wert des Kunstwerks

Meisners Klapp-Altar für 400.000 Euro versteigert

Veröffentlicht am 16.05.2018 um 15:35 Uhr – Lesedauer: 
Kunst

Köln ‐ Er hing über dem Bett des Kölner Kardinals und war nur für einen Bruchteil des geschätzten Wertes versichert. Nun wurde der 700 Jahre alte Klapp-Altar versteigert - und brachte noch mehr Geld als erwartet.

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Für 400.000 Euro ist ein Klapp-Altar des im vergangenen Jahr gestorbenen Kölner Kardinals Joachim Meisner (1933-2017) versteigert worden. Das vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Kunstwerk hatte einige Jahre im Schlafzimmer des früheren Kölner Erzbischofs gehangen, wie Auktionator Henrik Hanstein am Mittwoch im Kölner Kunsthaus Lempertz ausführte. Zu diesem sogenannten Hammerpreis komme noch ein Aufgeld von 114.000 Euro, so dass sich ein Gesamtpreis von mehr als einer halben Million Euro ergebe, sagte Kilian Jay von Seldeneck, der ebenfalls für das Auktionshaus tätig ist.

Die Experten des Kunsthauses hatten das Stück zuvor auf 120.000 bis 160.000 Euro geschätzt. Der tatsächliche Wert dürfte Meisner jedoch nicht bewusst gewesen sein, da das Stück nur für einen Bruchteil des Schätzpreises versichert gewesen sei, sagte von Seldeneck. Insgesamt standen am Mittwoch in Köln 28 religiöse und andere Werke aus dem früheren Besitz Meisners zur Versteigerung an. Neben zehn Bildern aus dem 19. Jahrhundert gehörten auch Skulpturen, Möbel und Porzellan dazu. Insgesamt erzielten die versteigerten Stücke aus dem Meisner-Nachlass knapp 840.000 Euro. 

Die meisten Kunstwerke nicht von Meisner erworben

Wie die meisten anderen Werke, so hatte Meisner auch den Klapp-Altar nicht erworben. Vielmehr vererbte ihm die 1987 verstorbene und mit ihm befreundete Bildhauerin Hildegard Domizlaff dieses und weitere Kunstwerke. Die dreiteilige Arbeit kann den Angaben zufolge dem im 14. Jahrhundert in Florenz tätigen Meister des Tobias (Maestro di Tobia) zugeschrieben werden. Das hatten die Experten von Lempertz erst vor der Auktion durch Recherchen herausgefunden. Meisner selbst sei daher der wahre Wert des Kunstwerks vermutlich nicht bekannt gewesen.

Der Erlös aus der Auktion geht an die Kardinal-Meisner-Stiftung. Sie fördert nicht nur die Seelsorge im Erzbistum Köln, sondern auch die Kirche in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Ihr fühlte sich Meisner, dessen Familie aus Breslau vertrieben worden war, eng verbunden. Meisner war am 5. Juli 2017 in seinem Urlaub im bayerischen Bad Füssing im Alter von 83 Jahren gestorben. Er stand dem Erzbistum Köln 25 Jahre (1989 bis 2014) vor. (bod/KNA)

16.5., 17:30 Uhr: Gesamterlös hinzugefügt. /tmg