Extrem-Bergsteiger über Symbole im öffentlichen Raum

Messner: Kreuze gehören nicht auf Berggipfel

Veröffentlicht am 01.09.2016 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Gipfelkreuze

Bonn ‐ Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner kann mit Gipfelkreuzen nichts anfangen. Er sieht darin eine religiöse Machtdemonstration. Auch zur Entfernung von Bergkreuzen in Eigenregie hat er eine klare Meinung.

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Der Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner hat sich gegen Gipfelkreuze ausgesprochen. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung bezeichnete er religiöse Symbole auf Berggipfeln als "Machtdemonstrationen". Berge seien von Grund auf erhaben und bräuchten keine transzendenten Symbole. Laut Messner gehören Berge der "ganzen Menschheit", daher sollte man diese "nicht zu religiösen Zwecken möblieren". In den letzten Wochen wurden im Tölzer Land drei Gipfelkreuze mutwillig zerstört. Im jüngsten Fall soll ein 30 bis 40 Jahre alter Mann in der Nähe des Tatorts gesehen worden sein. In der Passauer Almhütte in den österreichischen Alpen wurde im August ein Kreuz aus dem "Hergottswinkel" gestohlen.

Aufgrund der historischen Tradition plädiert Messner dafür, Gipfelkreuze stehen zu lassen. Diese seien vor 200 Jahren als Symbole gegen die Aufklärung aufgekommen. Die gläubigen Tiroler hätten sie als Widerstand gegen die Franzosen aufgestellt. Doch viele Kreuze würden nicht einmal am höchsten Punkt stehen, sondern so, dass sie aus dem Tal gut sichtbar wären, bemängelt der 71-jährige Bergsteiger.

Messner selbst könnte auf weitere Gipfelkreuze verzichten und habe sich auch nie an der Aufstellung von neuen Kreuzen beteiligt. Der bekennende Buddhist hält laut SZ auch nichts von politischen Botschaften oder Gebetsfahnen auf Bergen: "Diese Berg-Besetzerei hat nur einen einzigen Sinn: die vermeintliche Wichtigkeit einer Person, einer Nation, einer Weltanschauung zu demonstrieren." Die jüngsten Aktionen eines Unbekannten, der mutwillig Kreuze zerstört, bezeichnet Messner als einen "Akt von Vandalismus" und fast terroristischen Akt. Dennoch plädiert er für eine offene Diskussion, ob Gipfelkreuze "untrennbar zum christlichen Abendland" gehörten.

Gipfelkreuze als Zeichen der Dankbarkeiten

Für die Kulturchefin des Deutschen Alpenvereins Friederike Kaiser sind Gipfelkreuze ein Teil der bayerischen Kulturlandschaft. An Gipfeln berührten sich Himmel und Erde, sagte sie am Donnerstag ebenfalls der Süddeutschen Zeitung. Deshalb sei es vielleicht naheliegend, dass man auf ihnen religiöse Symbole aufstelle. Gipfelkreuze seien außerdem ein Zeichen der Heimatverbundenheit, so Kaiser. Dazu gehöre der katholische Glauben ebenso wie die innige Bindung an Landschaft und Natur. Viele Kreuze seien auch nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt worden, so Kaiser. Die Kriegsheimkehrer wollten damit dafür danken, dass sie überlebt hätten, und zugleich ihre gefallenen Kameraden gedenken. (jch/KNA)

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