Miss Germany gibt ihre Krone weiter
Wenn am 18. Februar im Europa-Park in Rust aus 21 Kandidatinnen die neue Miss Germany gewählt wird, beginnt für Lena Bröder eine neue Ära. Denn für die 27-Jährige aus Nordwalde bei Münster endet ihre einjährige Amtszeit als schönste Frau Deutschlands. Inwieweit der angehenden Lehrerin für katholische Religion und Hauswirtschaft dann wieder der Alltag blüht, bleibt abzuwarten.
Highlights gab es für Lena Bröder seit dem 20. Februar 2016 viele. "Ich kann das nicht auf eins beschränken", so die Katholikin, die als Botschafterin der Schönheit eigens ihr Referendariat unterbrochen hatte. Der Besuch bei Papst Franziskus im vergangenen Juni sei sicherlich ein besonderer Moment gewesen: Erstmals seit 89 Jahren empfing ein Papst eine Miss Germany.
Ein Buch für den Papst
Bei der Audienz überreichte die Brünette dem Mann in Weiß ihr Buch "Das Schöne in mir - Mit Glaube zum Erfolg". "Allein das ganze Buchprojekt war natürlich etwas, was einer Miss Germany so vorher vielleicht auch noch nicht gelungen ist", sagt Bröder stolz. So beschreibt sie unter anderem, wie sich ihr persönliches Schönheitsideal im Laufe der Jahre entwickelt hat und wie Schönheit, Kirche und Glaube für sie zusammenhängen. Sie selbst wolle Schönheit nicht auf körperliche Merkmale festgelegt wissen, so Bröder, die als Kind bei den Sternsingern mitgemacht hat. "Es geht mir weniger um mein Äußeres, als um Persönlichkeit und Charakter."
Neben Papsttreffen, Fotoshootings und dem Besuch des Katholikentags in Leipzig traf Bröder auch weitere Prominente oder war Gast in Talkshows - "was unheimlich toll war und was ich immer sehr genossen habe", sagt sie. Herausragend sei auch der Wettbewerb "Miss EM 2016" gewesen, bei dem sie Platz zwei belegte.
Neid ist eine Krankheit in der Gesellschaft
Aber neben all den schönen Erfahrungen erlebte Bröder auch die Schattenseiten des Rampenlichts, zum Beispiel böse Kommentare in den Sozialen Medien. Solange jemand mitteilen wolle, dass seine Frau viel hübscher sei, finde sie das "vollkommen in Ordnung", meint die Westfälin. Denn Schönheit und Geschmack lägen im Auge des Betrachters. Sobald aber jemand den Charakter einer Person angreife, sei das unfair. So habe sie in ihrer Amtszeit deutlich gespürt, dass der Neid "eine Krankheit in der Gesellschaft ist".
Umso wichtiger sei der Rückhalt von Familie und Freunden, betont die junge Frau. Auch auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, könne helfen. Deshalb begibt sich Miss Germany 2016 vom Thron zurück ins Klassenzimmer. Es sei direkt nach der Wahl ihr Wunsch gewesen, anschließend wieder als Lehrerin einzusteigen. Und dieser Wunsch sei auch geblieben.
Erstmal das Referendariat beenden
Die Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck bei Münster können sich freuen, ab 1. März ihre Lehrerin zurückzuhaben. "Für mich ist es eine schöne Herausforderung und eine Chance, nicht ins Loch zu fallen", kommentiert Bröder. Und als Religionslehrerin möchte sie dazu beitragen, das Image der Kirche etwas aufzupolieren. "Wir müssen die Schüler mit Kirche vertraut machen und ihnen zeigen, dass da auch junge Menschen aktiv sind und die Klischees von wegen alt und verstaubt so nicht zutreffen."
Als Referendarin habe sie viel zu tun, Lehrproben stünden an. "Dementsprechend wird es nicht langweilig." Und falls es doch mal langweilig werden sollte, hat Bröder schon Pläne. So könnte sie sich vorstellen, nebenbei als Moderatorin zu arbeiten.
Vorher reicht sie aber Krone und Schärpe an ihre Nachfolgerin weiter. Diese kürt am 18. Februar eine Jury, darunter auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Der neuen Miss Germany empfiehlt Bröder, sich selbst treu zu bleiben und auch einmal Nein zu sagen, "denn es gibt genug Menschen, die es nicht gut mit einem meinen". Sie wünsche der neuen schönsten Frau Deutschlands, dass sie die gleiche Person bleibe wie vor der Wahl. Und dass sie mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt und nicht abhebt. "Denn der Alltag kommt schneller wieder, als man denkt."