Missbrauch: Papst entlässt australischen Erzbischof
Papst Franziskus hat den wegen Missbrauchsvertuschung verurteilten Erzbischof von Adelaide, Philip Wilson, aus seinem Amt entlassen. Der Vatikan teilte am Montag mit, dass der Papst den Rücktritt des 67-Jährigen angenommen habe. Wilson selbst informierte die Gläubigen seiner Diözese am Montagabend (Ortszeit) darüber, dass er Franziskus seinen Rücktritt bereits am 20. Juli angeboten hätte.
Obwohl der Papst ihn nicht dazu aufgefordert habe, habe er diese Entscheidung getroffen, "weil ich zunehmend besorgt bin über das wachsende Ausmaß an Verletzungen, das meine jüngste Verurteilung innerhalb der Gemeinschaft verursacht hat", schreibt Wilson in einem Brief an alle Mitarbeiter und Gläubigen der Erzdiözese. Er habe gehofft, diese Entscheidung aufschieben zu können, bis das Berufungsverfahren abgeschlossen sei. "Aber es gibt einfach zu viel Schmerz und Not." Mit dem Rücktritt möge "jetzt für alle Beteiligten eine Zeit der Heilung" beginnen.
In den vergangenen Wochen hatten Australiens Premierminister John Turnbull und der Nationale Priesterrat an Franziskus appelliert, Wilson zu entlassen. "Er hätte von sich aus zurücktreten müssen. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Papst ihn entlässt", sagte Turnbull. Ein Gericht hatte den 67-jährigen Erzbischof von Adelaide im Mai wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen schuldig gesprochen und Anfang Juli das Strafmaß von zwölf Monaten Haft verkündet. Bis zum 14. August will es prüfen, ob die Bedingungen für einen Hausarrest anstelle eines Gefängnisaufenthalts erfüllt sind. Wilson leidet unter Alzheimer im Frühstadium. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung hatte der Bischof Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Das ist in den vergangenen Monaten passiert
Wilson wurde für schuldig befunden, den Missbrauch von zwei Messdienern durch einen Priester in den 1970er Jahren vertuscht zu haben. Er hatte damals unter Eid ausgesagt, dass er niemals von den ehemaligen Messdienern über sexuellen Missbrauch informiert worden sei. Die fraglichen Aussagen seien in ihren Einzelheiten so "grausam" gewesen, dass er sie sicher nicht vergessen hätte. Er bezweifle daher, dass ein Gespräch jemals stattgefunden habe. Das Gericht schenkte ihm jedoch keinen Glauben. Darüber hinaus soll Wilson einen der missbrauchten Messdiener angewiesen haben, als Sühne für seine "Lügen" zehn Ave Maria zu beten.
Nach dem Schuldspruch im Mai hatte der Bischof zunächst verkündet, sein Amt vorerst nur ruhen zu lassen. Zu einem Rücktritt wollte er sich dagegen nur bereit zeigen, wenn dies zu einem späteren Zeitpunkt "notwendig" werde oder ihm "angemessen" erscheine. Im Juni setzte der Papst einen Apostolischen Administrator für das Bistum ein, um "für Stabilität für die Menschen der Erzdiözese in dieser schwierigen Zeit zu sorgen". Nominell blieb Wilson allerdings im Amt. Im Juli wurde schließlich das Strafmaß verkündet. Daraufhin erklärte der Erzbischof erneut, erst das Berufungsverfahren abwarten zu wollen, und dann über einen möglichen Rücktritt zu entscheiden. Wilson ist der bislang ranghöchste katholische Geistliche, der wegen Vertuschung sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. (bod)
30.07.2018, 15.10 Uhr: ergänzt um das Statement von Bischof Wilson