Michael Rosenberg über Klimaschutz und Welternährung

Moraltheologe mahnt Deutsche zum Fleischverzicht

Veröffentlicht am 01.12.2016 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Ethik

Würzburg ‐ 60 Kilogramm Fleisch isst jeder Deutsche pro Jahr. Für den Moraltheologen Michael Rosenberg ist das viel zu viel. Aber auch bei veganer Ernährung gebe es etwas zu beachten.

  • Teilen:

Der Moraltheologe Michael Rosenberger hält einen drastischen Fleischverzicht für nötig. Unter Aspekten des Klimaschutzes, der Welternährung, der guten Tierhaltung und der menschlichen Gesundheit wäre ein Viertel bis ein Drittel der derzeit 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr und Person in Deutschland in Ordnung, sagte der in Linz lehrende Priester am Donnerstag im Interview mit der Bischöflichen Pressestelle in Würzburg. "Man wird nicht innerhalb von drei Wochen auf 15 Kilogramm herunterkommen." Aber es sei wichtig, sich auf den Weg zu machen, etwa durch ein bis zwei fleischfreie Tage in der Woche.

Dies würde es ermöglichen, höherwertiges statt billiges Fleisch aus besserer Tierhaltung zu kaufen, etwa von lokalen Bauern. "Wer weniger Fleisch isst, kann dafür auch den dreifachen Preis zahlen." So könnte der Landwirt das Tier dreimal so gut halten. Gleichzeitig warnte der Moraltheologe davor, dass eine vegane Ernährung allein schon gut sei. Die Verbraucher müssten trotzdem auf die Herkunft der Nahrung achten. "Soja aus Übersee, womöglich noch von eigens gerodeten Flächen, hat vielleicht eine schlechtere Bilanz als das Fleisch vom Biobauern in der Nachbarschaft."

Rosenberger stammt aus dem Bistum Würzburg und lehrt Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe zur Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung und der Arbeitsgemeinschaft Theologie der Spiritualität. In seinem neuen Buch "Wie viel Tier darf's sein?" beleuchtet er die Frage ethisch korrekter Ernährung aus christlicher Sicht. (KNA)

Linktipp: "Vegetarisches Essen ist Christenpflicht"

Unter Katholiken hat sich das Essen von Tieren im Wortsinne eingefleischt. Für den Sozialethiker Kurt Remele ein Skandal. In der Kirche habe der Tierschutz keine Lobby, beklagt er im Interview.