Verbände sind entsetzt über Ideen der AfD

Muslime und Juden kritisieren geplantes Parteiprogramm

Veröffentlicht am 01.04.2016 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Berlin ‐ Vertreter jüdischer und islamischer Verbände sind entsetzt über die Ideen für das Parteiprogramm der AfD. Während Aiman Mazyek von "Hass und Verachtung gegen alle Muslime" spricht, sieht Charlotte Knobloch einen "sekundären Antisemitismus".

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Mazyeks Kritik bezog sich auf einen von AfD-Verbänden aus Niederbayern lancierten Gegenentwurf zum Leitantrag der Programmkommission der Partei. Darin wird unter anderem gefordert, den Bau und Betrieb von Moscheen zu untersagen.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, kritisierte dagegen einen Passus in dem offiziellen Entwurf. Darin heißt es: "Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst." Dass eine derartige "Verengung" existiere, sei eine Unterstellung, sagte Knobloch dem "Handelsblatt". "Das trägt - gewollt oder bewusst fahrlässig - unterschwellige Züge von sekundärem Antisemitismus", fügte Knobloch hinzu.

Die Alternative für Deutschland will ihr Parteiprogramm auf einem Mitgliederparteitag am 30. April in Stuttgart beschließen. In der vergangenen Woche hatte die Partei auf Facebook einen 80-seitigen Entwurf vorgestellt. Vor allem das Kapitel 7 "Kultur, Sprache und Identität" widmet sich intensiv den Muslimen und ihrer Religion. "Auslandsfinanzierung von Moscheen beenden", "Vollverschleierung verbieten" lauten zwei der Zwischenüberschriften. (bod/dpa)