Nobelpreis für Kinderrechtler
Mit ihren 17 Jahren ist sie die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Das Mädchen aus Pakistan setzt sich besonders für Bildung für Mädchen ein. Weltbekannt ist sie, seit ihr die Taliban vor zwei Jahren bei einem Anschlag ins Gesicht schossen. Malala lebt heute in Großbritannien. Ihr Ziel ist es, trotz aller Bedrohungen durch Extremisten nach Pakistan zurückzukehren. Sie will Politikerin werden, sagt sie. Ihr Vorbild ist die 2007 ermordete Ministerpräsidentin Benazir Bhutto.
Der 60-jährige Aktivist Kailash Satyarthi hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Kindern eine Kindheit zu geben. Er gründete die Organisation Bachpan Bachao Andolan (Bewegung zur Rettung der Kindheit) und rettete Tausende aus Sklaverei und Schuldknechtschaft. Allein in seiner Heimat Indien schuften offiziellen Zensusdaten zufolge 12,6 Millionen Kinder - sie müssen Müll sammeln, Steine schlagen, Obst an Marktständen verkaufen oder Tee servieren. Satyarthi wurde nach eigenen Angaben mehrfach wegen seiner Arbeit brutal körperlich angegriffen.
Gegen die Unterdrückung von Kindern
Jagland sagte, die beiden bekommen den Preis "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen Menschen und für das Recht aller Kinder auf Bildung". In den armen Ländern der Welt seien 60 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. "Es ist eine Voraussetzung für eine friedliche weltweite Entwicklung, dass die Rechte von Kindern und jungen Menschen respektiert werden", sagte Jagland.
Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und das Internationale Katholische Missionswerks missio in Aachen begrüßten die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Menschenrechtsaktivistin. Als Kinderhilfswerk halte man es für ein "wichtiges Zeichen, zwei Menschen auszuzeichnen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen", betonte Klaus Krämer, der Präsident der beiden Hilfswerke, am Freitag in Aachen auf Anfrage.
Es sei enorm wichtig, dass damit "ein Thema in der breiten Öffentlichkeit Beachtung findet, dass uns im Kindermissionswerk in unseren täglichen Arbeit immer wieder begegnet: Missbrauch, Misshandlung, ausbeuterische Kinderarbeit bis hin zur Versklavung, Kinder, die als Soldaten missbraucht werden, oder Flüchtlingskinder - noch immer werden die Rechte von Kindern in vielen Teilen der Welt mit Füßen getreten".
Steinmeier: Preisträger sind weltweite Vorbilder
Glückwünsche kamen auch aus der Politik: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte, dass der Verdienst der beiden Preisträger für die Rechte von Kindern Beachtung gefunden habe, sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte die Auswahl der beiden Preisträger ein "wichtiges Zeichen für die weitere Aussöhnung zwischen Indien und Pakistan". Das Engagement gegen Extremismus und für die Rechte von Kindern mache Yousafzai und Satyarthi zu weltweiten Vorbildern, sagte Steinmeier.
Der Friedensnobelpreis ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 874.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr war die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) geehrt worden. Die Auszeichnung wird als einziger der prestigeträchtigen Preise nicht in Stockholm, sondern von einer Jury in Oslo vergeben. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, auch überreicht. (som/bod/KNA/dpa)
Kommentar zum Thema
19 Mal gab es in der Geschichte des Friedensnobelpreises keine Vergabe der Auszeichnung. Grund dafür war häufig ein Krieg, der irgendwo in der Welt tobte. Das waren gute Entscheidungen. Wie sieht das eigentlich 2014 aus? Die Fronten in Europa sind so verhärtet wie lange nicht mehr, in Afrika toben – wenn auch wenig beachtet – grausame Bürgerkriege, im Nahen Osten mordet der "Islamische Staat" und treibt Minderheiten in die Flucht. Die Liste ließe sich fortsetzen, ist doch überall auf der Welt nur wenig in Ordnung, wenn es um Dinge wie Frieden und Gerechtigkeit geht. Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi sind würdige Preisträger, ihr Engagement ist ohne Widerworte lobenswert. Doch wäre es ein noch stärkeres Zeichen gewesen, den Friedensnobelpreis in diesem Jahr nicht zu vergeben. Vielleicht hätte die Menschheit die Mahnung verstanden – und sich endlich mehr für Frieden in der Welt eingesetzt.
Von Sophia Michalzik