Oberbürgermeister streicht Weihnachten
Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) möchte keinen Tannenbaum vor seinem Rathaus aufstellen. In Zeiten, in denen Martinsumzüge um ihren Namen kämpfen und Weihnachtsmärkte zu Wintermärkten werden, erhitzt das natürlich die Gemüter der Bürger. Ein Hauch von Anbiederung an die multikulturelle Gesellschaft liegt in der Luft – und der riecht nicht mehr nach guter alter Zuckerwatte und Glühwein.
Das Solinger Tageblatt titelt scharf: "Kurzbach lehnt Weihnachtsbaum vor Rathaus ab". Das hat gesessen. Das Volk ist verunsichert. Die Zeitung beruft sich dabei auf mehrere Leser, die sich an sie gewandt hätten, weil es "Solingen gut zu Gesicht stehe, in der Vorweihnachtszeit einen Tannenbaum aufzustellen". Warum, erfährt man allerdings nicht. Doch die Angst kriecht einem automatisch den sich schon in Weihnachtsstimmung befindenden Nacken hoch: Ist das christliche Abendland in Gefahr? Schon wieder?
Die erste Reaktion der Stadt war höchstens semi-optimal. Sie hatte der Zeitung mitgeteilt, dass statische Gründe es verhinderten, einen Baum auf dem Rathausplatz aufzustellen. Aber der Schwindel flog auf. Der Oberbürgermeister gestand reumütig: Es ist gar nicht die Statik. Also doch der perfide Plan, Weihnachten erst vom Rathausplatz und dann aus unserer Kultur zu verbannen? Hat der Islam gewonnen? Viel schlimmer. Denn Kurzbach beruft sich auch noch auf das Christentum! In einem Brief wendet er sich an die Bürger seiner Stadt. Darin schreibt er: "Nach der christlichen Tradition beginnen Weihnachten und damit auch die Zeit des erleuchteten Weihnachtsbaumes nach der Geburt Jesu am Heiligen Abend, bzw. am 25. Dezember."
Was viele nicht wissen
Was viele nicht wissen: Kurzbach, dem man als SPD-Mitglied zugetraut hätte, durch und durch säkularisiert zu sein, ist nämlich auch bekennender Katholik und Vorsitzender des Kölner Diözesanrats. Deshalb sträube er sich aber "einen Weihnachtsbaum aufzustellen, der in erster Linie zur Dekoration dienen und die Gemütlichkeit steigern soll". Noch ein Trick? Will er die Kulturkämpfer nun mit den eigenen Waffen schlagen? Was ist aus dem guten alten "Tannenbäume statt Minarette" geworden?
Stattdessen erinnert der Oberbürgermeister daran, dass der Advent eine ruhige, besinnliche Zeit ist. "Das Zeichen der Erwartung der Ankunft des Herrn ist aber der Adventskranz, nicht der Baum", behauptet er dreist. Wieder diese Zweifel. Ein Adventskranz wäre ja irgendwie ein Kompromiss. Allerdings wird der sich im und nicht vor dem Rathaus befinden. Schämt sich da etwa jemand für sein Christsein? Jede Woche werde eine andere Kindergartengruppe oder eine Schulklasse kommen, um das neue Licht anzuzünden, versucht der Oberbürgermeister zu beschwichtigen. Da muss man aber mit christlich-abendländischer Gründlichkeit fragen: Was sagt die Brandschutzverordnung zu offenem Feuer im Rathaus? Vielleicht schreibe ich einmal einen Leserbrief…