Münsteraner Theologin Sattler kritisiert den Ökumene-Aufsatz des Kölner Kardinals

Ökumene-Expertin widerspricht Kardinal Woelki

Veröffentlicht am 25.10.2017 um 14:05 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene-Expertin widerspricht Kardinal Woelki
Bild: © KNA
Ökumene

Kardinal Rainer Maria Woelki fordert, die bestehenden Unterschiede in der Ökumene nicht kleinzureden. Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler widerspricht: Woelki sei nicht auf dem neuesten Stand.

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Kardinal Rainer Maria Woelki erhält Widerspruch zu seinen jüngsten Aussagen zur Ökumene. In der aktuellen Ausgabe der "Herder Korrespondenz" hält die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler dem Kölner Kardinal vor, nicht auf dem neuesten Stand des ökumenischen Dialogs zu sein. Die "Vertrautheit von Woelki mit wichtigen Dialogen" sei "vertiefungsbedürftig", so Sattler. Als Beispiele nennt sie unter anderem die Themenbereiche "Messopfer, "gemeinsames Priestertum" und "apostolische Sukzession".

Die Direktorin des ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster antwortet damit auf einen Gastbeitrag Woelkis, der in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift erschien. Unter der Überschrift "Ehrlichkeit in der Ökumene" hatte der Kölner Kardinal eine kritische Bilanz des ökumenischen Reformationsjahres gezogen und mehr Ehrlichkeit in der Ökumene angemahnt. Unterschiede in sich "wechselseitig bereichernde Dimensionen" umdeuten zu wollen, sei "Etikettenschwindel".  

Sattler: Woelkis Kirchenverständnis nicht nachvollziehbar

Sattler widerspricht zudem Woelkis Einschätzung, dass es zwischen Katholiken und Protestanten einen "zunehmenden Dissens in moral- und sozialethischen Fragen", wie Sterbehilfe, Embryonenschutz und "Ehe für alle" gebe. Grundsätzliche theologische Kritik äußert die Theologin an Woelkis Verständnis von Kirche und Sakramenten. Für sie sei "nicht nachvollziehbar", wie Woelki den Begriff "Sakramentalität" mit der Kirche und ihren einzelnen Zeichenhandlungen verbinde. Woelki hatte in seinem Aufsatz auch die Auffassung vertreten, dass die theologischen Grundlagen für eine Interkommunion noch nicht gegeben seien. Der Aufsatz hatte innerkirchlich große Resonanz gefunden, sie reichte von Ablehnung bis Zustimmung.

Zustimmend äußert sich Sattler zu Woelkis Ansinnen eine "ehrliche Bestandsaufnahme der erreichten Verständigungen und der verbliebenen Kontroversen anzumahnen. "Dies sollte jedoch mit dem nötigen Sachverstand und im Vertrauen auf die Redlichkeit der Beteiligten, die sich vor Gott zu verantworten haben, geschehen. Unterstellungen sollten unterbleiben."

Dorothea Sattler ist Leiterin des Ökumenischen Instituts an der Universität Münster.
Bild: ©Benedikt Plesker

Dorothea Sattler ist Leiterin des Ökumenischen Instituts an der Universität Münster.

Sattlers Kritik an Woelkis Verständnis von der Sakramentalität der Kirche bezieht sich offenbar unter anderem auf dessen Aussage, dass es keine gemeinsame Feier des Abendmahls geben könne, solange die Protestanten die "Christusgemeinschaft des je einzelnen Gläubigen von der Bekenntnisgemeinschaft mit Papst und Bischof" trennten. Sattler hingegen verweist in ihrem Aufsatz darauf, dass "nach ökumenischer Lesart gerade die Rede von der eigenartigen Sakramentalität der Kirche " dazu veranlasse, "deutlich zwischen dem Grund der Kirche und ihrer Gestalt zu unterscheiden", als so zwischen Christus und der Kirche in ihrer konkreten Gestalt.

Mit Blick auf den von Woelki konstatierten "zunehmenden Dissens in moral- und sozialethischen Fragen" schreibt Sattler, es sei "sehr bedauerlich", das der Kardinal nicht die Ergebnisse einer von der Deutschen Bischofskonferenz und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu diesem Thema eingesetzten Arbeitsgruppe würdige. Diese sei 2017 zu einem "höchst differenzierten Urteil in einzelnen Sachfragen" gekommen. (tja)