Bartholomaios I.: Teilnehmer des Konzils können im Namen der gesamten Orthodoxie sprechen

Orthodoxe Kirchen betonen Gültigkeit des Konzils

Veröffentlicht am 20.06.2016 um 18:42 Uhr – Lesedauer: 
Orthodoxie

Kolymvari/Kreta ‐ Die zum Panorthodoxen Konzil auf Kreta versammelten zehn orthodoxen Kirchen können nach Auffassung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. "sehr wohl im Namen der gesamten Orthodoxie" sprechen.

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Nur widrige äußere Umstände seien dafür verantwortlich, dass in der Orthodoxie seit einem Jahrtausend keine "Heilige und Große Synode" zustande gekommen sei. Auch bei der letzten "einfachen" Synode 1872 in Konstantinopel sei Russland schon ferngeblieben, ohne dass dies ihrer Akzeptanz geschadet habe. Das Patriarchat von Antiochia sei schon 431 erst nachträglich zur Allgemeinen Kirchenversammlung von Ephesus gekommen.

Die jetzt auf Kreta versammelten zehn der 14 Patriarchate und Landeskirchen könnten daher sehr wohl im Namen der gesamten Orthodoxie sprechen und zu den großen Herausforderungen Stellung beziehen, betonte Bartholomaios. Dazu zählte er die wachsende ostkirchliche Diaspora im Westen, die Ökumenische Bewegung und die materiellen wie vor allem geistlichen Nöte der Gegenwart. Für das alles werde eine Konzilssession nicht ausreichen.

Starttermin des Konzils als "gutes Omen"

Erzbischof Job von Telmessos vom Sekretariat des Konzils betonte vor Medienvertretern, die Abwesenheit der vier Kirchen habe ihren Grund nicht in den zur Beratung stehenden sechs Texten, sondern in internen Konflikten. Die anwesenden Vorsteher seien sich einig in der Auffassung, dass es sich um das lange erwartete Panorthodoxe Konzil handele. Sie hätten zudem die Hoffnung geäußert, dass aus dem Konzil eine feste Institution der Orthodoxie werde.

Linktipp: Appell zur Einheit bei Eröffnung des Konzils

Mit einer "Göttlichen Liturgie" ist am Sonntag in Kretas Hauptstadt Heraklion das seit Jahrzehnten vorbereitete Panorthodoxe Konzil eröffnet worden. Überschattet wird es durch einige Absagen.

Auch der Belgrader Patriarch Irinej, der seine Teilnahme zunächst in Frage gestellt hatte, dann aber doch erschienen war, bezeichnete es als "gutes Omen", dass der Eröffnungsgottesdienst des Konzils an einem 19. Juni stattgefunden habe. Bereits das erste große Konzil von Nicäa - das von dem in Serbien geborenen Kaiser Konstantin einberufen worden sei - habe am selben Datum begonnen.

Gäste anderer Kirchen als "Beobachter" vor Ort

An der Eröffnungssitzung nahmen auch Gäste aus anderen Kirchen als "Beobachter" Teil, darunter der Präsident und der Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch und Bischof Brian Farrell, der anglikanische Bischof von Ebbsfleet, Jonathan Goodall, der Vorsitzende der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen, sowie Vertreter des Lutherischen Weltbunds und des Mittelöstlichen Kirchenrats MECC.

Der ebenfalls eingeladene Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, wird wegen Terminproblemen erst zur Abschlusssitzung am Samstag anreisen. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, hatte am Sonntag am Eröffnungsgottesdienst in Heraklion teilgenommen. Nach der Geschäftsordnung des Konzils dürfen die ökumenischen Gäste nicht an den Arbeitssitzungen teilnehmen. (KNA)