Orthodoxe wollen keine Kirchenspaltung feiern
Die orthodoxen Bischöfe in Deutschland sind dankbar, dass es beim Reformationsgedenken "nicht um eine Glorifizierung Martin Luthers" geht. Die auch von evangelischer Seite oft gewählte Formulierung "Christusjahr" verweise hingegen "auf den Urheber und Vollender unseres Glaubens", erklärten sie in einem Brief an den EKD-Rat und dessen Vorsitzenden, Heinrich Bedford-Strohm. Das Schreiben stammt bereits vom 9. März, wurde aber erst am Donnerstag veröffentlicht.
Orthodoxe und Protestanten sollten sich in diesem Jahr auf die Gemeinsamkeiten im Glauben auf den Wunsch Christi aus dem Johannes-Evangelium besinnen, "dass alle eins seien" (Joh 17,21), so die Bischöfe weiter. Deshalb sei man auch der Auffassung, "dass eine Spaltung der Kirche Jesu Christi nicht etwas ist, das gefeiert werden kann".
Bischöfe erinnernt an theologische Streitpunkte
Die Bischöfe verwiesen dabei auch auf einen Briefwechsel zwischen protestantischen Theologen und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. "Geht nun euren Weg! Schreibt uns nicht mehr über Dogmen, sondern allein um der Freundschaft willen, wenn ihr das wollt. Lebt wohl!", habe der damalige Patriarch Jeremias II. geschrieben. "Aus diesen Worten spricht die Unmöglichkeit, die Patriarch Jeremias sieht, Hauptanliegen der Reformation, wie etwa die Rechtfertigungslehre, als mit der orthodoxen Theologie und Glaubenslehre kompatibel zu sehen". Zugleich könne man aus dem Zitat jedoch auch den "Wunsch nach brüderlichen Beziehungen und Kontakten" ablesen.
Der von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen verbreitete Brief trägt die Unterschrift des Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD), des griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos. In der OBKD sind die Bischöfe der neun orthodoxen Diözesen in Deutschland zusammengeschlossen. (kim)