Auszeichnung wegen herausragender Botschaften

Papst Franziskus erhält den Karlspreis

Veröffentlicht am 23.12.2015 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus erhält den Karlspreis
Bild: © KNA
Ehrungen

Bonn ‐ Es ist eine der höchsten Ehrungen, die in Europa vergeben werden: Der Internationale Karlspreis. Am Freitagmittag wurde bekanntgegeben: Papst Franziskus erhält die Auszeichnung. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

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Papst Franziskus erhält im kommenden Jahr den Aachener Karlspreis. Das teilte das Karlspreisdirektorium am Mittwoch in Aachen mit. In einem Europa, in denen viele Bürger Orientierung suchten, sende er eine Botschaft der Hoffnung und Ermutigung, hieß es zur Begründung. Das Direktorium würdigt den Papst zudem "wegen seiner herausragenden Botschaften und Zeichen, die sein Pontifikat für Frieden und Verständigung, für Barmherzigkeit und Toleranz, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung setzt".

Die EU habe in den vergangenen Jahren Krisen und Rückschläge erlebt, stellte das Karlspreisdirektorium in der Begründung fest. "In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet Seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus", hieß es.

Der Papst sei eine "Stimme des Gewissens", die mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Und die daran erinnere, dass Europa verpflichtet sei, Frieden, Freiheit, Recht, Demokratie und Solidarität zu verwirklichen - aufbauend auf den Idealen seiner Gründungsväter.

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Der Vorsitzende des Direktoriums, Jürgen Linden, der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) und der Aachener Dompropst Manfred von Holtum verwiesen vor Journalisten auf die "historische Rede" von Franziskus vor dem Europäischen Parlament im November 2014.

Darin habe er sehr eindringlich an die Abgeordneten appelliert, die Ideale der Gründungsväter Europas in den Mittelpunkt ihres Handelns zu rücken und ihren Beitrag zu leisten, dass das große Potenzial der europäischen Idee nicht verspielt werde.

Aachener Diözesanadministrator und die Bischofskonferenz gratulieren

"In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst 'vom anderen Ende der Welt', der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt", erklärte Linden. Er trete ein für die Achtung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Freiheitsrechte und die Würde des Menschen, "ganz gleich welcher ethnischen, religiösen oder kulturellen Herkunft er ist". Philipp würdigte Franziskus als "Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen."

Der Diözesanadministrator des Bistums Aachen, Weihbischof Karl Borsch, gratuliert Papst Franziskus zur Auszeichnung: "Ich freue mich, dass Papst Franziskus der Karlspreisträger des Jahres 2016 sein wird. Er rüttelt mit seinen klar formulierten Botschaften immer wieder auf. Er zeigt damit, dass Kirche in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft Halt und Orientierung geben kann. Das Eintreten von Papst Franziskus für Menschlichkeit und Nächstenliebe ist Ansporn für unser eigenes Handeln."

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Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, beglückwünschte den Papst. "Mit der Entscheidung, Ihnen den Karlspreis zu verleihen, wird Ihr weltweites Engagement für die Menschheit gewürdigt", schreibt er in einem Brief an  Franziskus. Unvergessen seien die mahnenden und ermutigenden Worte, die er vor den europäischen Institutionen in Straßburg gesprochen habe.

Marx habe bei der Bekanntgabe des Preises zudem an den historischen Besuch des Papstes auf der Insel Lampedusa denken müssen: "Als das Flüchtlingsdrama in Europa seinen Anfang nahm und die Weltöffentlichkeit weitgehend die Augen davor verschloss, sind Sie an den südlichsten Punkt Europas gereist, um ein Zeichen zu setzen für jene Menschen, denen alles genommen wurde, oft auch ihr Leben." Als Papst der Weltkirches sei Franziskus auch ein Europäer geworden, so Kardinal Marx.

Preisverleihung wohl nicht in Aachen

Die Preisverleihung werde im kommenden Jahr in Rom stattfinden; der Termin stehe noch nicht fest. Franziskus ist nicht der erste Papst, der mit dem Preis bedacht wird: Erstmals wurde 2004 ein außerordentlicher Karlspreis verliehen. Er ging an Papst Johannes Paul II. und zeichnete sein Engagement für die Einigung Europas und für den Frieden aus.

Andrea Riccardi erhält den Karlspreis
Bild: ©KNA

Vor Franziskus hat aus dem kirchlichen Bereich zuletzt der Gründer der Gemeinschaft Sant' Egidio, Andrea Riccardi, 2009 den Internationalen Karlspreis zu Aachen erhalten.

Der Internationale Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen. Der Preis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz.

Der Karlspreis wird traditionell an Christi Himmelfahrt verliehen. Außer der Urkunde erhalten die Preisträger eine Medaille, die das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem zwölften Jahrhundert mit Karl dem Großen auf dem Thron zeigt. (fxn/KNA/dpa)

23.12.2015, 13.08 Uhr: ergänzt um Gratulation des Bistums Aachen

23.12.2015, 13.30 Uhr: ergänzt um das Statement von Kardinal Marx

Der Karlspreis

Seit 1950 wird der Karlspreis jährlich in der Regel in Aachen für Verdienste um Europa und die europäische Einigung verliehen. Zu den Preisträgern gehören Konrad Adenauer, Winston Churchill, Angela Merkel und Johannes Paul II., der 2004 mit dem ersten "Außerordentlichen Internationalen Karlspreis zu Aachen" ausgezeichnet wurde.