Der Papst des Friedens
Papst erinnert an Menschenrechte und Ägyptens Rolle für Frieden
18:28 Uhr - Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Kairo die Bedeutung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit betont. Zugleich wandte er sich mit eindringlichen Worten gegen jede Gewalt im Namen der Religion. Bei einem Treffen am Freitagnachmittag mit Politikern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft in Kairo ging er auch auf die besondere Rolle des Landes für den Frieden im Nahen Osten ein. Wenn alle dazu bereit seien, könne es Freiheit und soziale Gerechtigkeit geben.
Entwicklung, Wohlstand und Frieden seien Ziele, die "vor allem bedingungslosen Respekt vor den unveräußerlichen Menschenrechten wie die Gleichheit aller Bürger sowie die Religions- und Meinungsfreiheit ohne jeden Unterschied verlangen", so Franziskus weiter. Aufgrund seiner Geschichte und seiner geographischen Lage nehme Ägypten eine "unersetzbare Rolle im Nahen Osten und im Gefüge der Länder" ein. Er rief dazu auf, Konflikte in der Region jetzt anzugehen, "um ein noch schlimmeres Abdriften in die Gewalt zu vermeiden". Zugleich werde Ägypten selbst Opfer "blinder Gewalt", sagte der Papst unter Verweis auf Terroranschläge in der Vergangenheit. Franziskus rief auf, "mörderische Ideen" und "extremistische Ideologien" zu demontieren. Der "wahre Gott" rufe zu Liebe und Barmherzigkeit, zur Achtung des Lebens und zur Brüderlichkeit unter Gläubigen wie Nichtgläubigen auf.
Abweichend vom Redemanuskript wandte sich Franziskus direkt an Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi: "Sie haben vorhin gesagt, dass Gott ein Gott der Freiheit ist, und das ist wahr." Ägypten habe bei seinem Aufbau einer friedlichen Gesellschaft und beim Kampf gegen Terrorismus "unter Beweis zu stellen", dass der Glaube an Gott die Heimat für alle sei, sagte der Papst unter Applaus mit einem Zitat des Mottos der Revolution von 1952.
"Man kann keine Kultur aufbauen, ohne jede Ideologie des Bösen und der Gewalt zurückzuweisen wie auch jegliche extremistische Interpretation, die sich anmaßt, den anderen auszuschalten und die Verschiedenheiten zunichtezumachen, indem sie den heiligen Namen Gottes missbraucht und beleidigt." Al-Sisi, der dies ebenso mehrfach deutlich gesagt habe, verdiene "gehört und beherzigt zu werden". (KNA)
Papst Franziskus nennt Ahmed al-Tayyeb "meinen Bruder, den Großimam"
17:05 - Papst Franziskus hat in Kairo religiösem Extremismus eine Absage erteilt. Bei einer Friedenskonferenz sprach er im Namen christlicher wie muslimischer Religionsführer am Freitag "ein deutliches und eindeutiges 'Nein' zu jeglicher Form von Gewalt, Rache und Hass, die im Namen der Religion oder im Namen Gottes begangen werden". Zugleich warnte er bei der Veranstaltung der islamischen Al-Azhar-Universität vor Populismus als Gefahr für Frieden und Stabilität. Den Gastgeber, Großscheich Ahmed al-Tayyeb, nannte Franziskus abweichend vom Redetext "meinen Bruder, den Großimam".
Religiöse Verantwortungsträger müssten vermeintlich religiöse Gewalt entlarven und als "götzendienerische Verfälschung Gottes" verurteilen, verlangte Franziskus. Gott sei ein "Gott des Friedens, Gott salam. Deshalb ist nur der Frieden heilig und kann im Namen Gottes keine Gewalt verübt werden, weil sie seinen Namen verunehren würde", so der Papst. Die Religion sei "heute wahrscheinlich mehr denn je" gerufen, aktiv den Frieden zu fördern. Franziskus hält sich seit Freitag zu einem zweitägigen Besuch in Ägypten auf. Die Friedenskonferenz begann bereits Donnerstag.
Nachdrücklich verlangte Franziskus eine offene Haltung von Christen. Sie könnten nicht zu Gott als Vater aller Menschen beten und zugleich "irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern". Populismus als Reaktion auf religiösen Extremismus diene nicht dazu, Frieden und Stabilität zu festigen, so der Papst weiter. Vielmehr sei dies "ein Geschenk an die Befürworter von Radikalismen und Gewalt".
Ohne Bildung werde es keinen Frieden geben, betonte der Papst. Jedoch müsse das Bildungsangebot für junge Generationen der Natur des Menschen als offenes und auf Beziehung angelegtes Wesen entsprechen. Es sei möglich, die Vergangenheit wertzuschätzen und mit der Gegenwart in Dialog zu setzen, so Franziskus. Dabei wandte er sich gegen "Angst vor dem anderen und die Furcht vor Erkenntnis".
"Die einzige Alternative zur Kultur der Begegnung ist die Unkultur des Streits", sagte der Papst. "Und um der Barbarei derer, die Hass schüren und zur Gewalt aufhetzen, wirklich entgegenzutreten, ist es erforderlich, Generationen zu begleiten und heranreifen zu lassen, die auf die brandstiftende Logik des Bösen mit dem geduldigen Wachstum des Guten antworten."
Franziskus vertrat die Auffassung, es sei kein Frieden zu schaffen, wenn die Menschheit Gott aus ihrem Horizont ausschließe. Es sei ein "gefährliches Paradox", dass man einerseits Religion in die Privatsphäre verbannen wolle; andererseits bestehe "die Gefahr, dass die Religion von der Sorge um weltliche Angelegenheiten aufgesaugt und von den Schmeicheleien weltlicher Mächte in Versuchung geführt wird, die sie in Wirklichkeit instrumentalisieren". (KNA)
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Treffen von Papst Franziskus und Großscheich Ahmed al-Tayyeb
16:56 Uhr - Mit einer Schweigeminute für die Opfer des Terrors haben Papst Franziskus und Großscheich Ahmed al-Tayyeb in Kairo eine gemeinsame Veranstaltung begonnen. Zum Auftakt des Treffens am Freitag rief der geistliche Leiter der islamischen Al-Azhar-Universität die Teilnehmer einer Friedenskonferenz der Religionen zum Gedenken für die Toten auf. Bei einem Doppelanschlag auf zwei koptische Kirchen in Ägypten waren am Palmsonntag 45 Menschen ums Leben gekommen.
Für die Gewalt machte al-Tayyeb den internationalen Waffenhandel und ein künstliches Schüren von Konflikten verantwortlich. Das Zeitalter, das eine "Ära der Menschenrechte" haben werden sollen, habe sich in eine Epoche beispielloser Grausamkeiten gewandelt. Geistliche Führer müssten die Religion von falschen Ideen und Praktiken befreien, die zu Gewalt führten, so der Großscheich.
Der Großscheich wandte sich dabei gegen eine Verunglimpfung des Islam. Man könne nicht eine ganze Religion für die Taten einer kleinen Gruppe von Fanatikern verantwortlich machen. "Islam ist keine Religion des Terrorismus", selbst wenn einige versuchten, den Islam zu manipulieren, um ihre Taten zu rechtfertigen, betonte al-Tayyeb.
Die Religionen rief al-Tayyeb zu Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit auf. Sie seien das Gegenmittel gegen negative Philosophien der Gegenwart. "Dieses Gegenmittel gibt es nur in der Apotheke der Religion", so der Großimam. Er betonte, Frieden, Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte seien Werte, die allen Menschen zugutekommen müssten, unabhängig von ihrer Religion, Hautfarbe oder Ethnie. (KNA)
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Franziskus trifft Präsident al-Sisi
15:05 Uhr - Papst Franziskus ist zum Beginn seiner Ägypten-Reise mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi zusammengetroffen. Nach der offiziellen Begrüßungszeremonie mit militärischen Ehren wollten sich der 62-jährige al-Sisi und der Papst für ein privates Gespräch zurückziehen. Der Papst hatte al-Sisi 2014 im Vatikan empfangen. Damals sprachen beide über Ägyptens Rolle für eine friedliche Lösung der Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika.
Der frühere Oberbefehlshaber der ägyptischen Armee war maßgeblich am Militärputsch gegen die Regierung der Muslimbrüder im Sommer 2013 beteiligt. Seit Juni 2014 ist er Präsident des Landes. (KNA)
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Am Freitag beginnt Papst Franziskus seine Reise nach Ägypten. Es ist ein heikler Besuch in einem unsicheren Land. Und das ist kein Zufall, sagt die Nummer zwei des Vatikan.Papst in Kairo gelandet
14:30 Uhr - Papst Franziskus ist zu seinem zweitägigen Ägypten-Besuch in der Hauptstadt des Landes eingetroffen. Er will dem Land nach eigenem Bekunden ein Friedensbotschafter sein und die Christen im Nahen Osten ermutigen. Um 14.00 Uhr landete die Maschine der italienischen Fluggesellschaft Alitalia am Freitag nach etwa dreieistündigem Flug auf dem internationalen Flughafen Kairo.
Papst hat besondere Erwartungen an die Reise
Im Flugzeg vor den mitreisenden Journalisten sagte er, die Reise sei mit besonderen Erwartungen verbunden, weil der Präsident, der Kopten-Papst und der Großimam der Azhar-Universität ihn eingeladen hätten. "Dies ist eine Reise der Brüderlichkeit", so Franziskus wörtlich.
Dort erwarteten den Papst laut Vatikanangaben ein Regierungsvertreter und der Patriarch der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten, Ibrahim Isaac Sidrak. Auch der Papstbotschafter für Ägypten, Erzbischof Bruno Musaro, und der koptisch-katholische Bischof von Luxor, Emmanuel Bishay, wollten den Papst empfangen. Nach der Begrüßung am Flughafen steht die Empfangszeremonie im Präsidentenpalast auf dem Programm.
Bei seinem Besuch trifft der Papst mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi, dem Großscheich der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, sowie mit dem koptischen Papst Tawadros II zusammen. Gemeinsam mit ihm will er an der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche der Opfer des islamistischen Anschlags vom 11. Dezember 2016 beten. Zudem nimmt Franziskus an einer prominent besetzten internationalen Konferenz zum Thema Frieden der Kairoer Al-Azhar-Universität teil. Am Samstag feiert der Papst einen Gottesdienst und trifft die ägyptischen Bischöfe. (KNA)