Franziskus hält "fliegende Pressekonferenz" auf Rückreise von Aserbaidschan

Papst: Homo- und Transsexuelle nicht ausgrenzen

Veröffentlicht am 03.10.2016 um 10:48 Uhr – Lesedauer: 
Papstreisen

Bonn/Rom ‐ Papst Franziskus ruft dazu auf, Homo- und Transsexuelle zu integrieren und zu begleiten. Bei der "fliegenden Pressekonferenz" ging es außerdem um die Gendertheorie und die anstehenden US-Wahlen.

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Papst Franziskus hat sich gegen eine Ausgrenzung von Transsexuellen durch die katholische Kirche gewandt. "Die Tendenzen und hormonelle Ungleichgewichte bringen viele Probleme mit sich, und wir müssen vorsichtig damit sein zu sagen, dass alles dasselbe wäre", sagte der Papst am Sonntag während des Rückflugs von Baku nach Rom vor mitreisenden Journalisten.

Transsexuelle sollten wie auch Lesben und Schwule vielmehr von den Gemeinden integriert, begleitet und "näher zu Gott" geführt werden, sagte er bei der "fliegenden Pressekonferenz". "Genau das würde Jesus heutzutage tun". Ihre Fälle seien differenziert zu betrachten. Mit diesen Aussagen wolle er keineswegs Transsexuelle "heiligsprechen", betonte der Papst. Im Leben müsse man "die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Die Sünde ist die Sünde", so Franziskus. Im Januar hatte er im Vatikan einen Transsexuellen empfangen, im April eine Gruppe Transsexueller.

Papst kritisiert Gendertheorie

Zugleich bekräftigte Papst Franziskus seine Kritik an der sogenannten Gender-Theorie. Es sei eine Sache, wenn Personen ihr Geschlecht ändern; eine andere sei es aber, dies in den Schulen zu lehren, um einen gesellschaftlichen Mentalitätswandel herbeizuführen. Das sei Ideologie.

Auslandsreisen nach Fatima und Asien geplant

Bei der Rückreise von seiner 16. Auslandsreise offenbarte Franziskus auch seine Reisepläne für das kommende Jahr. So will der Papst nach Indien und Bangladesch reisen. Ein Besuch im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima sei bereits sicher; die Reise nach Asien sei "sehr wahrscheinlich", sagte Franziskus. Weiter plant der Papst nach eigener Aussage eine Afrika-Reise; konkrete Besucherländer stünden jedoch noch nicht fest. - Zuletzt reiste mit Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1999 ein Papst nach Indien. Bangladesch besuchte der Papst aus Polen 1986.

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In Georgien gab es einen kühlen Empfang durch die Orthodoxen. In Aserbaidschan folgten eine winzige Katholikengemeinde und eine Premiere bei den Muslimen. Das war die dreitägige Kaukasus-Reise von Franziskus.

Franziskus bekräftigte zugleich seinen Wunsch, nach China zu reisen. Jedoch ließ er erkennen, dass die vatikanisch-chinesischen Verhandlungen noch etwas Zeit bräuchten. Das kommunistische China hat seit 1949 keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Eine Kernfrage ist die chinesische Forderung, Rom müsse zuerst seine Kontakte zu Taiwan abbrechen. Der Vatikan hat verschiedentlich Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern.

Keine Wahlempfehlung für US-Katholiken

Mit Blick auf die im November stattfindenden Präsidentschaftswahlen wollte Franziskus den US-Katholiken keine Empfehlung geben. "In Wahlkampfzeiten sage ich nie ein Wort. Das Volk ist souverän", sagte der Papst. Er rate nur dazu, die Vorschläge der Kandidaten eingehend zu prüfen, zu beten und sich dann bewusst zu entscheiden. Auf das "konkrete Problem" wolle er nicht eingehen, so der Papst. Franziskus antwortete damit auf die Frage eines US-Journalisten, welche Empfehlung er Katholiken geben würde angesichts von zwei Kandidaten, die aus katholischer Sicht beide teils untragbare Positionen verträten.

Im Februar hatte der Papst den vom republikanischen Kandidaten Donald Trump befürworteten Ausbau der Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA mit den Worten kommentiert: "Jemand, der nur daran denkt, Mauern ... und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich." Trump reagierte damals empört: "Wenn ein religiöses Oberhaupt den Glauben einer Einzelperson infragestellt, ist das schändlich", erklärte er via Facebook.

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Der US-Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump geht in die heiße Phase. Die Religion scheint ihren Einfluss auf die Wahl eingebüßt zu haben. Ist das das Ende des "weißen christlichen Amerika"?

Etwa jeder vierte Wahlberechtigte in den USA ist Katholik. Meinungsumfragen zufolge lag die Präsidentschaftkandidatin der Demokratischen Partei, Hillary Clinton, unter Katholiken zuletzt deutlich vor Trump. Um diesen Rückstand aufzuholen, setzte dieser Ende September ein katholisches Beratergremium ein. 

Weiter sagte Franziskus, allgemein könne er lediglich sagen, dass ein Land, in dem mehrere Kandidaten nicht allen gefielen, "überpolitisiert" sei, aber "nicht viel politische Kultur" habe. Als Beispiel nannte er lateinamerikanische Staaten. Eine Aufgabe der katholischen Kirche sei es, zu einer solchen politischen Kultur zu erziehen.

Franziskus will baldige Seligsprechung für ermordeten Priester

Weiter machte der Papst deutlich, dass er den von Islamisten in Frankreich ermordeten Priester Jacques Hamel offenbar sobald wie möglich seligsprechen will. Er habe mit dem für solche Verfahren zuständigen Kurienkardinal Angelo Amato gesprochen, um die nötigen Untersuchungen einzuleiten, sagte Franziskus. Man dürfe keine "frischen Zeugen verlieren", die Hamel noch erlebt hätten, so der Papst. Bereits am Sonntag hatte das Erzbistum Rouen die Einleitung eines formellen Seligsprechungsverfahrens angekündigt. Die sonst übliche Wartefrist von fünf Jahren nach dem Tod eines Kandidaten für den Beginn des Verfahrens habe der Papst aufgehoben. (kim/KNA)

03.10., 11:30 Uhr: Ergänzt um Aussagen zu Jacques Hamel

Themenseite: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.