Papst: Homosexuelle nicht diskriminieren
Das Kirchenoberhaupt schloss demnach auch vergewaltigte Frauen und ausgebeutete Kinder mit ein. Mit Blick auf Schwule und Lesben wiederholte der 79-Jährige, sie dürften nicht diskriminiert werden. Stattdessen müssten sie "respektiert und seelsorgerisch begleitet" werden.
Papst: "Wer sind wir zu urteilen?"
"Wer sind wir zu urteilen?" fragte der Papst und benutzte dabei eine ähnliche Formulierung wie auf seiner ersten Auslandsreise nach Brasilien 2013. Damals sagte er: "Wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht, wer bin ich, dass ich urteile?"
Thema der Pressekonferenz im Flugzeug war auch das bevorstehende Reformationsjubiläum. In diesem Zusammenhang würdigte Franziskus Martin Luther (1483-1546). Luthers Absichten seien "nicht falsch" gewesen, wenn auch "vielleicht einige Methoden nicht richtig" erschienen. Der Reformator habe damals gegen eine korrupte und verweltlichte Kirche protestiert, die "kein Modell zum Nachahmen" gewesen sei, so der Papst.
Auf die Frage eines deutschen Journalisten, ob nicht angesichts des bevorstehenden Gedenkens zum 500. Jahrestag der Reformation eine Aufhebung von dessen Exkommunikation oder eine andere Form der Rehabilitierung angebracht sei, ging Franziskus nicht ein.
Linktipp: Papstreisen
Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.Nach dem Brexit-Votum in Großbritannien rief der Papst die Europäer zu kreativen und praktikablen Lösungen auf. Zugleich zeigte er sich besorgt über den Zustand der EU. "Es weht ein Wind der Trennung", sagte er während seiner fliegenden Pressekonferenz. "Da ist etwas, das nicht funktioniert in dieser schwerfälligen Union." Vielleicht müsse man über eine neue Form der Union nachdenken, eine freiere. "Aber man muss auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten", fügte der Papst hinzu.
Für ihn stehe Einigkeit immer über dem Konflikt, aber es gebe unterschiedliche Formen von Einigkeit, so Franziskus. Brüderlichkeit sei besser als Feindschaft und Distanz. "Brücken sind besser als Mauern." Es sei nun wichtig, praktikable Lösungen zu finden. Die EU müsse sich auf ihre Wurzeln besinnen und kreativ sein, etwa was Arbeit und Wirtschaft angehe.
Seinen Besuch im Südkaukasus bilanzierte er positiv: "Ich bin froh, Armenien besucht zu haben, das erste christliche Land, und ich danke allen für die Gastfreundschaft", ließ der Argentinier über Twitter mitteilen. Laut der Nachrichtenagentur Ansa verteidigte er auf dem Rückflug die Einstufung der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor mehr als 100 Jahren als Völkermord. Das hatte zu Verwerfungen mit der Türkei geführt, die den Begriff ablehnt. Bis er nach Rom gekommen sei, habe er keinen anderen Begriff gekannt. In Argentinien sei das Wort Völkermord in diesem Zusammenhang immer benutzt wurden. Er habe es aber nie in beleidigender Absicht verwendet.
Franziskus und Karekin II. verurteilen Terror
Mit einem Appell zu Frieden im Kaukasus hatte der Papst vor seinem Rückflug am Sonntagabend seine Armenienreise beendet. Gemeinsam mit Katholikos Karekin II., dem Oberhaupt der apostolisch-armenischen Kirche, rief der Papst die Christen auf, "Schritte zu Versöhnung und Frieden zu suchen und umzusetzen". Zugleich verurteilten Karekin II. und Franziskus Terror im Namen der Religion. Sie mahnten überdies die politisch Verantwortlichen eindringlich, "das Flehen von Millionen von Menschen zu hören, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit in der Welt sehnen". (bod/dpa/KNA)
27.06.2016, 10.40 Uhr: ergänzt um Statement zu Martin Luther