Franziskus gibt Pressekonferenz auf dem Weg nach Chile

Papst: "Ja, ich habe wirklich Angst"

Veröffentlicht am 15.01.2018 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Papstreise

Rom/Santiago de Chile ‐ Der Papst ist auf dem Weg nach Chile. Doch nicht die Anschläge im Vorfeld seines Besuchs sind es, die Franziskus Angst machen. Das wird auch an einem Foto deutlich, das er während des Flugs verteilte.

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Auf dem Flug von Rom nach Santiago de Chile hat Papst Franziskus Furcht vor einem Atomkrieg geäußert. "Ja, ich habe wirklich Angst", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa das katholische Kirchenoberhaupt am Montag an Bord des Papstfliegers. "Wir sind am Limit. Ein Zwischenfall wird reichen, um einen Krieg zu entfesseln. Deshalb müssen wir die Waffen zerstören und uns für die nukleare Abrüstung einsetzen."

Der Papst hatte vor dem Abflug ein Foto an die Journalisten verteilt, das 1945 im japanischen Nagasaki nach dem Abwurf einer Atombombe durch die USA entstanden ist. Darauf zu sehen ist ein Junge, der seinen toten Bruder auf dem Rücken zu Grabe trägt - nach den Worten von Franziskus "die Frucht des Krieges". Der Argentinier hatte aufgrund der Spannungen zwischen den USA und Nordkorea im Atomkonflikt Abrüstung gefordert. Anlässlich einer internationalen Abrüstungskonferenz im Vatikan bezeichnete er einen nuklearen Schlagabtausch als einen drohenden "Selbstmord der Menschheit".

"Die Reise nach Chile wird nicht ganz so schwierig"

Angesichts des mehr als 15 Stunden langen Fluges nach Chile sagte der Papst laut Ansa: "Wir werden Zeit haben, um uns auszuruhen, zu arbeiten, für viele Dinge." Ungeachtet mehrerer Brandanschläge auf Kirchen in Santiago sagte Franziskus, die Reise nach Chile werde nicht ganz so schwierig werden, weil er dort studiert habe. "Ich habe dort viele Freunde, ich kenne es gut. Peru hingegen kenne ich weniger."

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Der Papst war am frühen Montagmorgen zu seiner sechsten Reise nach Südamerika aufgebrochen und wird gegen Mitternacht (20.10 Uhr Ortszeit) auf dem Flughafen in der chilenischen Hauptstadt Santiago erwartet. Am Donnerstag fliegt er weiter nach Peru. Die einwöchige Reise wurde im Vorfeld von Gewalt überschattet: Am Sonntag war erneut ein Brandanschlag auf eine Kirche in Santiago verübt worden. Es sei zwar nur geringer Sachschaden entstanden, allerdings war es der fünfte Brandanschlag innerhalb weniger Tage. Erst am Freitag legten Unbekannte ein Feuer am Portal der Kirche Santa Isabel de Hungria im zentral gelegenen Stadtteil Estacion Central und hinterließen eine Bombendrohung gegen den Papst.

Im Mittelpunkt der 22. Auslandsreise des Papstes sollen Begegnungen mit Indios und Migranten stehen. In Chile trifft Franziskus Vertreter der Mapuche-Indianer, die seit Jahren für die Rückgabe ihrer Ländereien kämpfen. In Peru besucht er das Amazonasgebiet, wo illegaler Bergbau die Lebensgrundlage der Indios zerstört. Damit wird der Argentinier laut Vatikan erstmals in das Herz des Regenwaldes fahren und mit eigenen Augen die Umweltzerstörung sehen, die er in seiner Enzyklika "Laudato Si" anprangerte. (bod/dpa)